Mittwoch, 17. Januar 2024

3522 Irgendsoein Mantra

 



0:39 a.m. Ich höre im Bett irgendsoeinen Mantragesang und der tut meiner Seele gut. Schon eine Aufnahme, die für abendländische Ohren zurecht gemacht ist: zwischen der einzigen Strophe, die jedoch ständig wiederholt wird, gibt es kleine Passagen, die mit zartem Klavier und einem oboenartigen Blasinstrument bespielt werden. Die Melodie, von ein paar Männerstimmen gesungen, geht so innig rauf und runter und erinnert mich an ein Wiegenlied. Der Text ist vermutlich Sanskrit. Meine Seele beginnt leicht zu schaukeln und mich ergreifen Wellen aus ungeheurer Sehnsucht. Ganz alte, verlorene Erinnerungen scheinen auftauchen zu wollen, wer weiß woher, als wäre irgendwann einmal die Welt in Ordnung gewesen und das Leben in Fülle. Immer wieder meldet sich in mir eine Instanz, die von all dem nichts wissen will, die mich Hörenden verspottet. Die Sprache, von der ich kein Wort verstehe, berührt mich auch, auch sie erinnert mich an ein Wiegenlied. Die kleine Melodie, die das Klavier alle zwei Strophen als Zwischenspiel anschlägt, ist auch so schön; ebenso die alternierende, wo das Zwischenspiel von diesem Holzblasinstrument getragen wird. Verschüttete Gefühle aus meiner Kindheit fließen heran, aber zu undeutlich, als dass ich sie wirklich erfassen und aussprechen könnte. Es muß ein ungeheurer Schmerz gewesen sein, der mein Herz zerrissen hat. Ich bin mir gar nicht sicher, aber so erscheint es mir. Ich spüre jetzt ein Stechen in meinem Herzen. Ich lockere meine linke Hand, die das Notizbuch hält. Ich strecke meine Beine aus. Ich lege das Schreibzeug weg und schließe die Augen. Ich höre.

(Ajai Alai; Mantra for Being in Your Power)  


(17.1.2024)


©Peter Alois Rumpf Jänner 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite