Mittwoch, 10. Januar 2024

3512 Inhaltliche Verwahrlosung

 



9:00 a.m. Wie schön das ist: aufzuwachen und keine Verpflichtungen oder wenigstens noch viel Zeit bis dahin zu haben. Das ist meine liebste Zeit, wenn mich keine Verpflichtungen niederdrücken: einfach sein, bis ich müde werde (Nacht); einfach sein, bis ich hungrig werde (Morgen). In der Früh (Er hat schon in der Handschrift unabsichtlich statt „Früh“ „Frau“ geschrieben! Hahaha! - der Innere Spötter), in der Früh also, nach dem die eigenartige Folie, in die die traumverhangene Aufwachphase eingehüllt ist, mit einem Knall aufgeplatzt ist (es kommt mir wirklich vor, als könnte ich das hören), stehe ich kurz auf, um aufs Klo zu gehen, hocke mich dann wirklich genüßlich ins Bett und unter die Deck, schaue mich im kleinen, stillen Zimmer um, lausche auf mein Surren in den Ohren, schreibe dabei unaufgeregt vor mich hin, seufze tief (immer auch, wenn ich das eintippe – der Eintipper), schaue nach, was sich in meinem Körper, in meiner Seele, in meinem Geist abspielt, lasse meine Assoziationsketten sich abspulen, überhaupt die Gedanken: schaue den alten, üblichen Gedankenkarussellen zu, folge ihnen ein wenig, verwerfe sie, plötzlich taucht heute ein neuer Gedanke, eine neue Erkenntnis auf (oft auch nicht) und jetzt höre ich die schreienden Tageskinder das Stiegenhaus heraufkommen. Das heißt heute: es wird Zeit, mich mit Frühstück etcetera auf den ärztlich verordneten Psychologinnentermin vorzubereiten und dann aufzubrechen. Ist duschen notwendig?, frage ich mich noch; am Morgen bin ich äußerst wasserscheu. Aber das ist eine Frage einer einfachen Entscheidung. Ich beschließe, mich gleich zu duschen. Ein paar tiefe Atemzüge noch, ein kleines, schreibgestütztes Verharren und herumschauen, das eher ein Augenweiden, ein liebevolles optisches Streicheln meiner Umgebung ist als aktives Blicken. Dann halte ich mir die Uhrzeit vor Augen (auch wörtlich: mit Smartphone) und die Zeit, die ich für alles brauche, und jetzt geht es los. Nach der morgendlichen Reinigung zum Schluß auch kalt duschen? Trotz Kälteempfindlichkeit meines Rückens? Ja.

11:47 a.m. Ich warte darauf, aufgerufen zu werden. Durchs gerippte Glas des kleinen Fensters gegenüber an der anderen Seite des Ganges blendet mich die Sonne. Gott-oder-wem-oder-was-auch-immer-sei-Dank habe ich in einem Seitengang einen Platz gefunden, wo ich nicht auf diesen blöden Österreichische-Gesundheits-Kasse-Bildschirm schauen muß (wenn der direkt mir gegenüber hängt, kann ich nicht nie hinschauen). Das WC ist nur fürs Personal. Ich geh jetzt so knapp vor dem Termin nicht mehr die Stiegen hinunter. Dafür geht nun die vermutete Psychologin auf dieses Personalklo. Ich höre das Wasser rauschen. Ich stelle mir vor … nein, stell ich mir nicht vor! Alles besser als der Bildschirm ums Eck mit seinem entwürdigendem Getue und veralteten Botschaften.

In letzter Zeit scheinen meine Spezialität hatscherte Texte zu sein, die regelmäßig und immer wieder in die Spalten ihrer eigenen Brüchigkeit und formalen sowie inhaltlichen Verwahrlosung abstürzen.


(10.1.2024)


©Peter Alois Rumpf Jänner 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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