Dienstag, 31. Oktober 2023

3451 Eigenartige Transaktion

 



„Ein eigenartiger Fall hat sich ereignet“ (Daniil Charms), eine eigenartige Transaktion: ich bin da irgendwo am flachen Stadtrand, schaut ein bisschen wie ein Strand aus, aber ich kann mich an kein Meer erinnern, jedenfalls ist dort ein Mann, der Kaffee ausschenkt. Keine Hütte, kein Kiosk oder ähnliches, nein, er steht einfach in der Landschaft und verkauft Kaffee. Ein paar andere Typen sind um ihn herum, so ein bisschen nach Gang, und warum ich als viel älterer Außenseiter auch dort bin, weiß ich nicht. Dieser Mann hat eine Idee für eine illegale Transaktion, die uns alle reich machen wird, nur braucht er dafür einen unschuldigen, polizeilich unbelasteten Strohmann. Weil alle anderen Typen schon kleinkriminell vorbelastet sind, wenden er sich an mich, meinen Namen herzugeben, dass ich irgendwo – er weiß genau wo – Geld ausborge, mit dem die Geldbeschaffungsmaschine gestartet wird. Er behauptet, dass nichts schief gehen kann und dass niemand geschädigt wird, denn fünf Minuten nach der Geldüberweisung auf mein Konto werden alle Schulden zurückgezahlt und es gibt keine offenen Rechnungen mehr und keine Geschädigten. Es geht nur um die Initialzündung. Ja, es ist diese Transaktion damit sofort nicht mehr illegal. Ich bin skeptisch und mißtrauisch, denn ich vermute, dass alle kriminellen Machenschaften, die im Gefängnis enden, mit solchen todsicheren euphorischen Ideen beginnen. (Allerdings auch alle Machenschaften, die zu übermäßigem Reichtum führen, vermutlich.) Ich kenne mich bei Geldangelegenheiten überhaupt nicht aus (weiß zum Beispiel nicht, wie man Sonderausgaben von der Steuer absetzen kann; etwa meine Psychotherapie) und bin für solche Aktionen viel zu naiv und weltfremd. Aber ich kann dem Druck nicht standhalten und stimme irgendwann dem Vorhaben zu und schon leitet der Ideengeber alles ein. „Geld schon auf deinem Konto“ sagt er, und: „Jetzt sind schon alle Schulden bezahlt! Es hat geklappt. Nichts mehr ist illegal.“ Ich bleibe unsicher und skeptisch. Da sehe ich ein Polizeiauto heranfahren. „Ich bin erledigt!“ denke ich, aber die Polizei ist nur gekommen, um Kaffee zu trinken.

Sollte es tatsächlich geklappt haben? Ich sehe schon – wie bei manchen Krimis im Fernsehen die SMS - in Zahlen vor mir eingeblendet, wie ein Betrag nach dem andern auf mein Konto eintrifft. Die Maschine funktioniert und läuft. Sollte es wirklich geklappt haben? Werde ich jetzt nicht verfolgt sondern reich? Vorsichtig traue ich dem Manöver, beginne zu hoffen und traue mich, mich schon ein wenig auf meinen Reichtum zu freuen.




(29.10.2023)

Peter Alois Rumpf Oktober 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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