Freitag, 15. September 2023

3393 Bohr- und Schleifgeräusche

 



9:10 a.m. Meine frankophone Schweizerin („Le chapeau violet“) schaut so hyperrealistisch und runder, als sie wirklich ist, aus der Bücherwand hervor, dass ich skeptisch wegen meines Wahrnehmungszustandes werde. Ja, und die linke Hand. Dabei war ich schon auf dem Klo, habe ein Glas kalten Kräutertees getrunken und mit dem Smartphone herumgetan. Gut, bei letzterem schwimme ich so, dass es als Beispiel für Realitätstüchtigkeit nicht wirklich taugt. Aber das ist schon verwunderlich: dieses Bild da von Félix Vallotton schaut anders aus, als ich weiß, dass es ausschaut. Sicher, die Reste meiner Traumerlebnisse kleben noch an mir (metaphorisch gemeint), aber reicht das als Erklärung? Im Nebenhaus wird gebohrt, wie so oft, und nicht in Holz, schon seit Jahren: auch das kommt mir eigenartig vor. Keine Angst: ich bezweifle nicht, dass ich in der Realität bin – ich wollte gerade schreiben: daran erinnert mich schon täglich mein lädiertes Kreuz; aber erstaunt stelle ich fest: im Moment habe ich keine Kreuzschmerzen. Gar keine. Die nachbarlichen Bohr- und Schleifgeräusche werden mehr und stärker; jetzt klingen sie schon nach überdimensioniertem Zahnarzt (also tonal einige Stimmlagen tiefer und einige Geschwindigkeiten langsamer; wie vergrößert und in Zeitlupe). Der glaubwürdigere Beweis in meinem Realitycheck sind die Tageskinder, die jetzt die Stiegen heraufkommen; diese Lebendigkeit, Lebhaftigkeit und das fröhliche Geschrei können keine Täuschung sein. Mein lungenwässriger Husten dann hoffentlich doch.

(15.9.2023)

Peter Alois Rumpf September 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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