Donnerstag, 14. September 2023

3392 Am Himmel

 



Beim Aufwachen, wie ich mich so im Bett hin und her drehe, um eine einigermaßen schmerzfreie Position zu finden, überlegte ich mir, was ich mit dem Tag anfangen könnte. Und jetzt bin ich von der Wagenwiese über vom letzten Regenguß ausgeschwemmten Wegen zum Kobenzl hinaufgestiegen – der Bus war ein kurzgeführter und ich wollte nicht auf den nächsten warten, der mich ganz hinauf gebracht hätte – also diesen steilen Weg - meine Hände diszipliniert unten bei den Oberschenkeln haltend, die Daumen und Zeigefinger kraftvoll abgespreizt, die anderen Finger fest gekrümmt – eine Handhaltung, die das flotte Gehen auch in alten Körpern fördert, weil man sich da sozusagen an irgendwelchen „Linien der Welt“ einhängt und hochziehen läßt – und jetzt sitze ich auf einer Bank zwischen Kobenzl und Himmel – wobei mich dieser Himmel nur wenig interessiert, da mögen die Bäume kreisen soviel sie wollen – vor dieser unglaublich schönen Leite sitze ich, diesen schönen Wiesenhang hinab blickend weide ich meine Augen und führe sie weiter zu den Wäldchen und über den Teil von Wien, den die Senke in den Hügeln freigibt, ein Ausschnitt, der den Blick auch weiter auf die östliche Ebene gleiten läßt. Beim letzten Stück des Weges war ich von geliebten Wegwarten begleitet; auch vor mir, vor der Bank hat sich eine mehrmals niedergemähte wieder hochgekämpft und blüht auch noch im Herbst. Ein schwacher Regenguß hätte mich beinah vertrieben, aber der war vorbei, ehe er richtig begonnen hat. Laut ist es hier wegen der Straße hinter dem Gebüsch im Rücken, die Höhenstraße zieht viel Verkehr an und so vermutlich auch Kobenzl und „Himmel“. Die Wolken glitzern und gleißen stellenweise und manchmal glaubt man, jetzt wird es still, aber dann kommt wieder ein Auto vorbeigebraust. Eine kleine Spinne läuft über meine beschriebene Notizbuchseite, jetzt wechselt sie die Seite und eilt über das leere Blatt. Wenn dir, liebe Spinne, mein Text gefallen hat: spinnst du mir ein Netz, mehr Leserinnen und Leser zu fangen? Oder gehörst du zu einer jagenden Art? Geht auch so! Danke jedenfalls für deine Bemühungen. Aber ich werde dich jetzt von meiner Notizbuchkante stoßen, weil ich es zuklappen will und aufstehen und weitergehen.

Ein kleiner Regenguß kommt und ich dachte, der will mich ins nahe Café „am Himmel“ treiben, wo ich gar nicht hinwollte, weil mein Ziel die vielgeliebte Bellevue war, aber im Café ist geschlossene Gesellschaft. Der Regen hat sich wieder verzogen und ich bin nun doch den Baumkreis abgegangen. Ja, der hat schon was! Auch wenn die Bäume nicht kreisen, sondern bloß einen Kreis bilden. Groß ist er und schön und klug in das Gelände gelegt. Die sprechenden Säulen nerven mich heute nicht, im Gegenteil: heute gefallen mir diese im Vorbeigehen murmelnden Stimmen. Vielleicht, weil besucherisch nicht viel los ist. Wolken türmen sich da, dort lösen sie sich auf und der blaue Himmel kommt durch. Wind und Flugzeuge. Am Horizont schimmert die östlich-awarische Ebene und ein bißchen Stadt. Auch hier dröhnt der Autoverkehr von der Höhenstraße herüber. Ja, es gefällt mir wirklich, hier in der Baumarena zu sitzen, auf einer der Bänke, die sich in langen, stufenweise angeordneten Bankreihen im Halbrund (eigentlich Viertel) um den Baumkreis ziehend in den Hang hinein aufbauen. Nun wird es sonnig und heiß, während sich 184 Süd eine dunkle Regenwolke aufhält. Ich werde weitergehen, der Wind will mich antreiben. Ich gehe entgegen meinem ursprünglichen Plan zum Kobenzl zurück und dann die Obere Reisenberggasse hinunter; ein Weg, den ich auch recht mag.

(14.9.2023)

Peter Alois Rumpf September 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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