Freitag, 14. Juli 2023

3287 Rockkonzert II

 



In meiner unbeherrschbaren Aufregung vor dem Red-Hot-Chili-Peppers-Konzert (mit Iggy Pop) bin ich in die Albertina geeilt, weil ich es zu Hause nicht mehr ausgehalten habe und befürchtete, ich würde durchdrehen und überschnappen. Ich dachte, ich gehe meine Lieblingsbilder ab, um meine Seele zu stärken und meinen Geist zu beruhigen und ein wenig auch um mich zu verabschieden, denn meine Hysterie legt es nahe, dass ich diesen Tag nicht überleben werde. Ich eile also hin, muß wegen U-Bahn- und sonstigen Baustellen viel länger durch die pralle Sonne stapfen und durch die schrille Hitze laufen; mache mir Sorgen, dass ich in dem labilen Zustand auch noch einen Sonnenstich bekomme, gehe endlich die Karlsplatzpassage herauf – nicht ohne vor der Bela-Bartok-Bodenfliese meine Kappe zu ziehen – in einer ausführlichen und ausladenden Geste (zu der ich alle zu Ehren Bela Bartoks einlade) fast bis zum Boden hinunter – schleiche mich im Schatten der Opernarkaden vor, biege dann nach links ab und weiter und die Rolltreppe rauf auf die Rampe und rein und alles andere ignorierend zur Batliner-Sammlung hinauf. Volles Gedränge. Das alles ist mir völlig egal, ich dränge mich durch zu meinen Lieblingsbildern, verweile vor jedem kurz, nur vor Kokoschkas himmlischem London setze ich mich hin, aber nicht für lange, weiter zu weiteren Lieblingsbildern und wieder raus und nach Hause. Wieder muß ich in der prallen Sonne auf die Straßenbahn warten; Schatten sind rar und schon besetzt, ich befürchte das Schlimmste für mein Durchhaltevermögen und meine Gesundheit (ich kenne mich und die Meinen! Ich traue es mir und meinem System zu, mir kurz vor dem Konzert noch einen Strich durch die Rechnung zu machen).

Meine Erwartungen vom Konzert sind so hysterisch hochgeschraubt; ich erwarte nicht viel weniger als eine echte Ekstase, dass ich aus mir (endlich!) heraustreten kann und in einer spontanen Bewußtseinserweiterung die Fülle des Lebens erlebe. Die Vernunft in mir, die mir sagt, eine solche hochgestochene und aufgezwirbelte Erwartung könnte ein wenig unrealistisch sein, ignoriert meine Seele einfach.

Ich will mich zwingen, noch etwas zu essen und habe deshalb ein Nudelwasser aufgesetzt. Spaghetti gehen schnell und brauchen nicht gar so viel Aufmerksamkeit, die ich in meinem Zustand nicht aufbringen könnte. An was ich noch alles denken muß! Und ich kenne mich bei solchen Konzerten (wie sonst überall auch) so überhaupt gar nicht aus. Kann man Trinkwasser mit hinein nehmen? Zahlt man dort drinnen bar oder per Karte? Muß ich vorher noch Bargeld abheben und so weiter und so fort. Ich welchem Zustand sind die Toilettenanlagen? Ich bin so verdammt weltfremd!

So! Jetzt habe ich mir zwei gegupfte Teller Spaghetti einverleibt und die sind besser runtergegangen als erwartet. Wir warten noch auf die ausstehende Entleerung , dann werde ich mich duschen und schön machen. Irgendwie werde ich mich schon bis zum Abend hinnerverln!

(14.7.2023)

Peter Alois Rumpf Juli 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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