Donnerstag, 13. Juli 2023

3284 Weinerliches Nein, Wasser

 



7:58 a.m. Ich beiße die Zähne zusammen. Gegen irgendetwas muß ich mich behaupten. Ich weiß nicht gegen was. Vielleicht gegen den Weltuntergang. Oder meinen Weltuntergang – obwohl meine Welt schon längst untergegangen ist. Acht Uhr und schon wird im Hof geklopft. In unserem Hof, nicht in dem mit der Baustelle. Grauer bedeckter, aber etwas abgekühlter Himmel. Aber keine Sorge: auch im Nachbarhof wird jetzt wieder tüchtig gearbeitet. Das ist das Wichtigste: dass tüchtig gearbeitet wird und die Maschinen jaulen. Nur so kann man seine Existenz rechtfertigen. Ich will doch auch jeden Tag mindestens einen Text schreiben. Komm Freundchen: lockere dein Gebiss, achte auf deine verkrampfte linke Hand …

Bist noch nicht ausgeschlafen? Vor meinen geschlossenen Augen flimmert es. Das Wasser! Ich wollte doch das Wasser, das von gestern noch am Schreibtisch steht, austrinken und habe es bei meiner Morgenrunde aufs Klo vergessen. Schaffe ich es, nochmals aufzustehen? Das ist jetzt eine Bohr- oder Schleifmaschine, keine Kaffeemühle. Ein Wind, den ich gar nicht bemerke, schaukelt ein Photo, das seit Jahren am Bücherregal einmalig angetackert ist. Polizeisirenen. In mir braut sich ein weinerliches Nein zusammen. Weinerlich ist nun wirklich nicht sexy. Ein Klescher der leichteren Art in der Wohnung weckt mich wieder auf. Inzwischen hatte ich nämlich „drüben“ meine schriftlichen Hausarbeiten gemacht. Es ist der Wind, der jetzt deutlicher aufkommt. Ich muß aufstehen und nach dem Rechten sehen, immerhin sind fast alle Fenster offen. Dann kann ich endlich auch das Wasser trinken.

Ich habe das Wasser getrunken, jedoch offensichtlich gegen einen verkrampften Widerstand hinuntergeschluckt. Dann habe ich den schlagenden Fensterflügel fixiert, habe noch ein wenig dem Wind beim Bäumeschütteln unten auf der Straße zugeschaut und einer Frau, wie sie mit ein paar lässigen Handbewegungen etwas von ihrer Bluse gewischt hat. Als ich ins Zimmer zurück gehe, fällt mir auf, dass ich mit einem unrealistischen Schnupfen befasst bin und die Nase nicht frei bekomme. Das kann ja alles noch heiter werden. Eine Wasserleitung irgendwo im Haus dröhnt in ihren eigenen Vibrationen. Nein, doch eine Bohrmaschine. Zum Frühstück die Fischsuppe? Es knackst und knistert in der Wohnung; es tut sich was.

(13.7.2023)

Peter Alois Rumpf Juli 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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