Mittwoch, 12. Juli 2023

3282 Der Lärm, den man selbst erzeugt

 



9:56 a.m. Auf der Baustelle im Nachbarhof wird etwas zusammengenagelt – welch ein angenehmes Geräusch das war, mit dem ich da aufgewacht bin! Kein Vergleich zu den Maschinen. Da weiß man, was passiert, man hört die erholsamen Regelmäßigkeiten und Unregelmäßigkeiten der Handarbeit; die Kräfte, die eingesetzt werden, sind vertraut und von überschaubarer Intensität und Dimension. Kein Gejaule in nervenzerfetzenden Höhenlagen zum Beispiel.

Ich habe, um die aufkommende Hitze abzuhalten, nun alle Fenster geschlossen, alle Vorhänge zugezogen, alle Rouleaus heruntergelassen. Aus Mangel an Ideen starre ich durch die Lüftungsschlitze ins Innere des Gehäuses der Leselampe oben und sehe neben einem schwarzen Plastikteil, der wohl als Halterung dient, ein kleines Stück in einen Kreis gedrehtes schwarzes Kabel. Du mußt nicht schreiben, wenn du keine Idee hast und dir nichts einfällt! Doch! Ich muß! Ich muß! Ich bin schon von Ehrgeiz zerfressen! Mindestens ein Text pro Tag! Das ist meine Überlebensgarantie! Mein noch traumverhangener und verschlafener Geist amüsiert sich an diesem inneren Diamonolog und wird munterer dabei. Frühstücken wäre keine schlechte Idee. Vorher werde ich mich noch rasieren und dann in die Badewanne mit dem kalten Wasser legen. Wen es interessiert: die werde ich heute nach dem Kältebad auslassen. Vier, fünf Tage sind genug: das Wasser ist nicht mehr so kalt, wie beim Einlassen, und ich befürchte, es könnte inzwischen schon etwas abgestanden und verschmutzt sein.

Beim Rasieren stelle ich fest, dass der elektrische Rasierapparat, wenn er da in der Nähe der Ohren herumkurvt, sehr laut ist und diese mit eben solchem hochfrequenten Gesurre in hohen Tonlagen malträtiert. Aber der Lärm, den man selbst erzeugt …

(12.7.2023)

Peter Alois Rumpf Juli 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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