Freitag, 16. Juni 2023

3242 So ein schönes Erwachen!

 



9:23 a.m. So ein schönes Erwachen! Bei offenen Fenstern, trotzdem ruhig; frische, laue Sommerluft; ungestört; aus einem interessanten Traum (den ich schon vergessen habe; wieder einmal von REM, das weiß ich noch. REM: die Wiener Künstlergruppe mit eigener Galerie, wo ich dabei war. Fast schon vierzig Jahre her. Ich träume oft davon, von Projekten, Vernissagen, sogar von Auftritten als Band und ich an der Gitarre!). Ich lieg also im Bett und atme erleichtert auf. Die Stadtgeräusche sind hier nicht aufdringlich, zu meinem eigenproduzierten Surren gesellt sich ein fremdproduziertes, irgendein Gerät, das über den Lichtschacht hereintönt, die beiden harmonieren, alles recht moderat, der Sound des fremdproduzierten in etwa wie der eines Kühlschranks. Linke Hand entkrampfen! Die klammert sich wieder am Notizbuch fest. Ich lockere sie. Ich bin ganz entspannt, aber die linke Hand macht nie länger mit. Ich begreife nicht ganz, wo das herkommt. Doch vom Unfall an der Kreissäge im Dezember 1977? Wegen dem halben Daumen? Ist meine linke Hand immer noch geschockt? Ich kann es kaum glauben. Ich verweile ein wenig bei dieser Szene damals. Und wirklich: es gehen kleine Schockwellen durch meinen Körper. Ich bin erstaunt. Ich dachte, ich hätte das damals gut verarbeitet. Der Luftzug, der anscheinend bis zum Regal an der hinteren Zimmerwand kommt – obwohl es das Fenster im Vorzimmer ist, das offen steht – bewegt dort ein angetackertes Photo, das sich schon immer wie ein Hohlspiegel gekrümmt hat, und bewegt so den glänzenden, gespiegelten Lichtstreifen, der in der Wölbung entstanden ist. Sonst rührt sich nichts. Meine linke Hand hält schon wieder ganz verkrampft, wie in Panik das Notizbuch fest. Ja, es muß so sein: ich habe mein ganzes Leben in Alarmmodus und Trance verbracht, mit all dem psychophysischen Verschleiß, den das bewirkt. Alles deutet darauf hin: das Chaos in meinen Erinnerungen, die alle als von Dunkelheit umrandete Bilder wie aus einem Tunnelblick erscheinen, ich weiß kaum, wann was war und was rundherum passiert ist, die jeweilige Umgebung ist ausgeblendet, was habe ich für ein Gewand angehabt? Wie war das Wetter? Was wurde vorher geredet? Fast nichts. Alle Erinnerungen sind von Dunkelheit kontaminiert.




(16.6.2023)

©Peter Alois Rumpf Juni 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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