Montag, 17. April 2023

3166 Im zugigen Wartebereich

 



Am Bahnhof. Am Bahnhof im an und für sich zugigen (wie passend!) Wartebereich ist es erstaunlich warm. Die Menschen, die hier sitzen, und das sind viele, machen mir einen erschöpften Eindruck – wenn es denn nicht meine Erschöpfung ist, die ich an ihnen sehe. Die Durchsagen sind etwas viel. Die Unruhe des großen Bahnhofs schlägt sich auf mich. Ich spüre die Vibrationen in der Leibesmitte. Zumindest die, die von meinem zappelnden, vermutlich betrunkenen Sitznachbarn ausgehen und über die Sitzbank weiter geleitet werden. Zu viel Werbung. Eindeutig zu viel Werbung hier allüberall. Ich sitze wieder einmal wie auf Nadeln. Ich werde es nicht mehr lange aushalten hier und aufstehen.

Ich bin aufgestanden und tanze vor den großen Anzeigetafeln herum, gehe hin und her, nervös, den anderen Umherirrenden ausweichend, drehe meine lächerlichen Pirouetten. Der Tanz der – Verdammten möchte ich auch nicht sagen. Der Zug, auf den ich warte, hat Verspätung. Und dann gibt es noch einen Satz, den hinzuschreiben ich mir verbiete. Und ich muß zugeben, dass ich vor Menschen Angst habe.

Nun sitze ich am Bahnsteig, wo es kälter, aber auch ein wenig freier ist. Und werde wieder unruhig und werde wieder hinuntergehen. Ich warte noch. Jetzt gehe ich hinunter. Ich komme wieder herauf. Ich gehe wieder hinunter. Ich komme wieder herauf. Ich warte. Der Zug fährt ein.




(15.4.2023)

©Peter Alois Rumpf April 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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