Freitag, 24. März 2023

3148 Kein schlechtes Leben

 

2:20 a.m.  Ich habe ja kein schlechtes Leben: trotz allem kann ich lachen und mich freuen. Ich habe mein wenn auch bescheidenes so doch ein Auskommen. Ich bin reich an Büchern, Bildern und an Musik, an Phantasie und Geschichten, habe Verstand und Witz, habe ein passables Gleichgewicht zwischen Gemeinschaft (Familie) und erquickendem Alleinsein gefunden. Ich hungere nicht und habe ein trockenes Zimmer. Ich habe meinen Spaß mit dem Internet und und und. Und dennoch: wenn ich alles abdrehe und mich zur Ruhe begebe, wenn ich in mich hineinhorche: immer steigt da in mir das Empfinden auf, nutzlos und gescheitert zu sein. Der Gedanke „ich bin ein Versager“ lauert ständig im Hintergrund, auch wenn er nicht nach vorne kommt. Manchmal steigt das langsam hoch wie ein unauffällig wirkendes Gift, manchmal sucht es mich plötzlich in voller Wucht und mit voller Gewalt heim. In mich hineinhorchen heißt diese elendige Suppe vorfinden. Etwas anderes scheint es in meiner Seele nicht zu geben.

Hinter meine Augen hat sich ein Druck gelegt, der meinen Blick abzudrängen scheint und ihn trübe macht. Jetzt kribbelt es deutlich und heftig auf meiner Stirn, da wo das dritte Auge sitzt. Dann überfällt mich wie aus dem Nichts blanke, blinde Wut. Dann beruhige ich mich wieder. Meine Hände zittern noch. Aber ich sehe jetzt klarer. Jetzt vibrieren meine Lippen und werden von einem zuckendem Ziehen umschlossen. Jetzt merke ich, wie müde ich bin.

 

(24.3.2023)

©Peter Alois Rumpf  März 2023   peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite