3148 Kein schlechtes Leben
2:20 a.m. Ich habe ja
kein schlechtes Leben: trotz allem kann ich lachen und mich freuen. Ich habe
mein wenn auch bescheidenes so doch ein Auskommen. Ich bin reich an Büchern,
Bildern und an Musik, an Phantasie und Geschichten, habe Verstand und Witz,
habe ein passables Gleichgewicht zwischen Gemeinschaft (Familie) und
erquickendem Alleinsein gefunden. Ich hungere nicht und habe ein trockenes
Zimmer. Ich habe meinen Spaß mit dem Internet und und und. Und dennoch: wenn
ich alles abdrehe und mich zur Ruhe begebe, wenn ich in mich hineinhorche:
immer steigt da in mir das Empfinden auf, nutzlos und gescheitert zu sein. Der
Gedanke „ich bin ein Versager“ lauert ständig im Hintergrund, auch wenn er
nicht nach vorne kommt. Manchmal steigt das langsam hoch wie ein unauffällig
wirkendes Gift, manchmal sucht es mich plötzlich in voller Wucht und mit voller
Gewalt heim. In mich hineinhorchen heißt diese elendige Suppe vorfinden. Etwas
anderes scheint es in meiner Seele nicht zu geben.
Hinter meine Augen hat sich ein Druck gelegt, der meinen
Blick abzudrängen scheint und ihn trübe macht. Jetzt kribbelt es deutlich und
heftig auf meiner Stirn, da wo das dritte Auge sitzt. Dann überfällt mich wie
aus dem Nichts blanke, blinde Wut. Dann beruhige ich mich wieder. Meine Hände
zittern noch. Aber ich sehe jetzt klarer. Jetzt vibrieren meine Lippen und
werden von einem zuckendem Ziehen umschlossen. Jetzt merke ich, wie müde ich
bin.
(24.3.2023)
©Peter Alois Rumpf März
2023 peteraloisrumpf@gmail.com
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