3129 Ich mit meinem Ego beim Mosbacher
Im Belvedere 21 zur Eröffnung von Alois Mosbacher – hinauf
zur Eröffnung in den ersten Stock darf ich nicht – weil keine persönliche
Einladung – so wie es ausschaut. Später dann darf auch die Unterschicht hinein.
Immerhin. Wobei das hier – wenn ich die Wartenden so betrachte – eine sehr
gebildete Unterschicht ist. Jenes war früher nicht so – kommt mir vor. Aber
vielleicht trügt meine Erinnerung. Ich kann mich jedoch an eine Vernissage in
der Secession erinnern, wo ich fast in den amerikanischen Außenminister
gestolpert bin – ich hoffe nicht, dass wegen mir die Zutritte zu Vernissagen so rigide eingeschränkt
wurden. Sicher: früher gab’s auf Vernissagen immer auch ein paar Trankler, die
wegen des Gratisweins und eventuell auch der Brötchen wegen gekommen sind. Na
und?! Es ist niemandem ein Stein aus der Krone gefallen oder ist in den Konkurs
gegangen, weil ein paar Arme mitgenommen wurden. Damit es kein Mißverständnis
gibt: ich brauche keinen Wein und keine Brötchen. Ich hätte nur gerne die
Eröffnung mit allem Drum und Dran verfolgt. Friede den Hütten! Krieg den
Palästen! Auch den künstlichen!
Ist mein narzisstischer Grant noch eine Auswirkung meines
Kaffeeentzugs? Ist er denn gar ungerecht? Ich laufe mit meiner Zöpfchenfrisur,
dem Ziegenbart und der dekorierten Baskenmütze ja als (Künstler)Karikatur herum
– jetzt sehe ich einen, der ähnlich unterwegs zu sein scheint, aber viel
eleganter, gestylter und mit gepflegterem Bart und Haaren, sodass sein Stil
vermutlich gar keine Karikatur sein soll, sondern mit unbewußter Absicht – will
sagen: er hat das Problem, dass er nicht weiß, dass er eine Karikatur ist.
Wurscht! Ich gebe zu: ich beneide den ein wenig; ich glaube, er kann sich ernst
nehmen.
Viele alte und ältere Frauen sind hier – ist das des
Künstlers Gefolgschaft? Auch darum empfinde ich Neid. Wo bleibt meine
Gefolgschaft? Alles verloren! Ich aarmer schwaarzer Kaater!!! Das nächste Mal
lege ich mir zu so einem Anlass meinen schwarzen Anzug und eine Krawatte an.
Ich warte immer noch unten auf den Einlass. Die Eingangshalle füllt sich immer
mehr. Das wartende Publikum wird immer edler und edler, dass ich mich immer
deplatzierter fühle; das schon vor dem Einlass zur Ausstellung. Ich kann nicht
glauben, dass das alles massa damnata ist! Sogar Prominente (oder kommen schon
die ersten von oben herunter?) Bin ich gar auf der Seite der Erlösten geraten?
Unabsichtlich! Kenne ich mich da aus? Weiß ich, wie man sich in diesen Kreisen
benimmt? Halte ich es da aus? Auf der Toilette riecht es wirklich gut nach
irgendwelchen Südfrüchten. Ich habe schon Sehnsucht nach Zugehörigkeit.
Der Zugang für das Volk wird geöffnet. Jetzt bin ich oben
und sehe alte Freunde aus meiner Künstlerzeit – die dürften schon bei der
geschlossenen Veranstaltung dabei gewesen sein. Zuerst habe ich wegen der
unterstellten Verweigerung des Zutritts zur Eröffnung losgeschleimt – jetzt
stehe ich mitten in einer ganz normalen Vernissage, höre den Reden zu und habe
vom Stehen schon Kreuzschmerzen. Ich höre: Bildbiotop, denke gegen den
Vortragenden dass defrichieren legitim ist, weil hinter allem die Unendlichkeit
ist und das Problem lediglich darin besteht, dass wir allem eine falsche Aura
verpassen; aber hinter dieser falschen Aura ist nicht nichts, sondern alles.
Ich höre das Wort Palinops – ein gutes Wort! Ein guter Begriff! Vor allem im
Zusammenhang mit Schauen und Sehen.
Wenn das jetzt die richtige Vernissage mit Brot und Wein
ist, was war das vorher? Naja, ich wäre schon gern dabei gewesen, wie der Mosbacher
seine künstlerische Arbeit erklärt hat; das hätte mich interessiert. Naja, man
muß sich seine Zugehörigkeit auch verdienen.
Und soll ich jetzt den ganzen Text streichen, da ich
offensichtlich nicht das wirkliche Geschehen hier beschreibe, sondern meine
Projektionen? Nein, ich lasse den Text mit all seinen falschen Annahmen und
Unterstellungen, denn es werden ja meine Ängste, meine Enttäuschungen, meine
Kleinlichkeiten meiner verkrampften Seele so schön sichtbar und wie man etwas
eine falsche Aura verpasst – will sagen: wie man sich in seine frustgesteuerte
Gedankenwelt hineinsteigern kann und dann nicht mehr in der Lage ist, zu sehen
was ist, sondern nur mehr die selbstgezüchteten Dämonen. Nur soviel bin ich in
der Lage auszusagen: die Ausstellung ist wirklich sehenswert. Grüße an
Mosbacher und „a jeds gwaundt, wos a steira trogg, is a steiragwaundt!“
(9.3.2023)
©Peter Alois Rumpf März
2023 peteraloisrumpf@gmail.com
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