Sonntag, 12. März 2023

3129 Ich mit meinem Ego beim Mosbacher

 

Im Belvedere 21 zur Eröffnung von Alois Mosbacher – hinauf zur Eröffnung in den ersten Stock darf ich nicht – weil keine persönliche Einladung – so wie es ausschaut. Später dann darf auch die Unterschicht hinein. Immerhin. Wobei das hier – wenn ich die Wartenden so betrachte – eine sehr gebildete Unterschicht ist. Jenes war früher nicht so – kommt mir vor. Aber vielleicht trügt meine Erinnerung. Ich kann mich jedoch an eine Vernissage in der Secession erinnern, wo ich fast in den amerikanischen Außenminister gestolpert bin – ich hoffe nicht, dass wegen mir die Zutritte  zu Vernissagen so rigide eingeschränkt wurden. Sicher: früher gab’s auf Vernissagen immer auch ein paar Trankler, die wegen des Gratisweins und eventuell auch der Brötchen wegen gekommen sind. Na und?! Es ist niemandem ein Stein aus der Krone gefallen oder ist in den Konkurs gegangen, weil ein paar Arme mitgenommen wurden. Damit es kein Mißverständnis gibt: ich brauche keinen Wein und keine Brötchen. Ich hätte nur gerne die Eröffnung mit allem Drum und Dran verfolgt. Friede den Hütten! Krieg den Palästen! Auch den künstlichen!

Ist mein narzisstischer Grant noch eine Auswirkung meines Kaffeeentzugs? Ist er denn gar ungerecht? Ich laufe mit meiner Zöpfchenfrisur, dem Ziegenbart und der dekorierten Baskenmütze ja als (Künstler)Karikatur herum – jetzt sehe ich einen, der ähnlich unterwegs zu sein scheint, aber viel eleganter, gestylter und mit gepflegterem Bart und Haaren, sodass sein Stil vermutlich gar keine Karikatur sein soll, sondern mit unbewußter Absicht – will sagen: er hat das Problem, dass er nicht weiß, dass er eine Karikatur ist. Wurscht! Ich gebe zu: ich beneide den ein wenig; ich glaube, er kann sich ernst nehmen.

Viele alte und ältere Frauen sind hier – ist das des Künstlers Gefolgschaft? Auch darum empfinde ich Neid. Wo bleibt meine Gefolgschaft? Alles verloren! Ich aarmer schwaarzer Kaater!!! Das nächste Mal lege ich mir zu so einem Anlass meinen schwarzen Anzug und eine Krawatte an. Ich warte immer noch unten auf den Einlass. Die Eingangshalle füllt sich immer mehr. Das wartende Publikum wird immer edler und edler, dass ich mich immer deplatzierter fühle; das schon vor dem Einlass zur Ausstellung. Ich kann nicht glauben, dass das alles massa damnata ist! Sogar Prominente (oder kommen schon die ersten von oben herunter?) Bin ich gar auf der Seite der Erlösten geraten? Unabsichtlich! Kenne ich mich da aus? Weiß ich, wie man sich in diesen Kreisen benimmt? Halte ich es da aus? Auf der Toilette riecht es wirklich gut nach irgendwelchen Südfrüchten. Ich habe schon Sehnsucht nach Zugehörigkeit.

Der Zugang für das Volk wird geöffnet. Jetzt bin ich oben und sehe alte Freunde aus meiner Künstlerzeit – die dürften schon bei der geschlossenen Veranstaltung dabei gewesen sein. Zuerst habe ich wegen der unterstellten Verweigerung des Zutritts zur Eröffnung losgeschleimt – jetzt stehe ich mitten in einer ganz normalen Vernissage, höre den Reden zu und habe vom Stehen schon Kreuzschmerzen. Ich höre: Bildbiotop, denke gegen den Vortragenden dass defrichieren legitim ist, weil hinter allem die Unendlichkeit ist und das Problem lediglich darin besteht, dass wir allem eine falsche Aura verpassen; aber hinter dieser falschen Aura ist nicht nichts, sondern alles. Ich höre das Wort Palinops – ein gutes Wort! Ein guter Begriff! Vor allem im Zusammenhang mit Schauen und Sehen.

Wenn das jetzt die richtige Vernissage mit Brot und Wein ist, was war das vorher? Naja, ich wäre schon gern dabei gewesen, wie der Mosbacher seine künstlerische Arbeit erklärt hat; das hätte mich interessiert. Naja, man muß sich seine Zugehörigkeit auch verdienen.

Und soll ich jetzt den ganzen Text streichen, da ich offensichtlich nicht das wirkliche Geschehen hier beschreibe, sondern meine Projektionen? Nein, ich lasse den Text mit all seinen falschen Annahmen und Unterstellungen, denn es werden ja meine Ängste, meine Enttäuschungen, meine Kleinlichkeiten meiner verkrampften Seele so schön sichtbar und wie man etwas eine falsche Aura verpasst – will sagen: wie man sich in seine frustgesteuerte Gedankenwelt hineinsteigern kann und dann nicht mehr in der Lage ist, zu sehen was ist, sondern nur mehr die selbstgezüchteten Dämonen. Nur soviel bin ich in der Lage auszusagen: die Ausstellung ist wirklich sehenswert. Grüße an Mosbacher und „a jeds gwaundt, wos a steira trogg, is a steiragwaundt!“

(9.3.2023)

©Peter Alois Rumpf  März 2023   peteraloisrumpf@gmail.com

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