3095 Hurra!
3:58 a.m. Hurra! Der
Druck aufs Herz ist wieder da! Und außerdem kann ich nicht schlafen: um 8 Uhr
habe ich einen Behandlungstermin im Zahnambulatorium und habe noch keine
Sekunde geschlafen. Warum kann ich nicht schlafen? Mir fallen vier mögliche
Gründe ein:
Erstens: ich habe zu spät Kaffee getrunken. Ich habe aber
auch schon oft erlebt, dass ich nach einem Kaffee besonders gut geschlafen
habe; aber gut – soll sein.
Zweitens: Wir sind heute in der Therapie auf ein
aufwühlendes Kapitel gekommen, das noch jetzt mich, meinen Geist und mein Gemüt
beschäftigt.
Drittens: ich war zu faul vorm Liegengehen das Zimmer
ordentlich zu lüften. Und wenn man vom Atelier hereinkommt, riecht man das
auch.
Viertens: mein passiv-autoritärer Charakter; will sagen: ich
bin hochgradig nervös wegen des Zahnarzttermins. Und dass das nicht falsch
verstanden wird: es geht nicht um die Angst vor der Zahnbehandlung – ich bin
schon als Volksschüler allein zum Dentisten gegangen – sondern um die Angst,
den Wecker zu überhören und so den Termin zu versäumen und damit eine
Pflichtverletzung zu begehen. Dabei habe ich früher nie einen Wecker gebraucht:
ich mußte mir nur vorm Einschlafen den Befehl geben, um die und die Zeit
aufzuwachen und ich wurde um die Zeit wach. Ohne Probleme. Und egal, ich
welchem Zustand ich zu Bett gegangen bin – es hat auch bei Alkoholisierung
funktioniert – und egal wieviel Schlafenszeit ich vorgesehen hatte. Diese
Sicherheit, diese Gelassenheit und dieses Selbstvertrauen habe ich inzwischen
verloren und ich nervle auf das Weckerläuten – das ich hasse – zu, inklusive
mehrmaliges (fast kein) Wasserlassengehenmüssen.
So schaut’s aus, liebe Leute! Und was mache ich jetzt? Der
Wecker ist auf 6:30 gestellt – ich gehe ungern ohne Frühstück außer Haus – und
jetzt ist es 4:14. Gleich wach bleiben? Lesen zum Beispiel? Doch nochmals zu
schlafen versuchen und wenn es nicht klappt, dann sich halt im Dunklen einfach
ausrasten? Was rät ihr mir?
Soll ich jetzt noch lüften? Nein, das mache ich nicht! Dazu
müßte ich den halben Schreibtisch umräumen, um das Fenster öffnen zu können und
ich müßte mich dabei kreuzschmerzfördernd ganz weit nach vorne beugen, um die
äußeren Fensterflügel überhaupt zu derglengen. So kann ich den Drehgriff gerade
noch drehen, aber nicht zum Aufziehen des Fensterflügels benutzen, weil der
Griff – uraltes Fenster! - abgebrochen ist. Also muß ich mit den Fingerspitzen
den unteren Rand des Fensterflügels ertasten und – weil das Ganze etwas klemmt
– leicht anheben, um das Fenster öffnen zu können. Dieses Anheben muß aber
sacht, kontrolliert und diszipliniert, in höchster Konzentration und mit viel
Fingerspitzengefühl (wörtlich!) vollzogen werden, damit ich den Fensterflügel
bei diesem Manöver nicht aus den Angeln hebe und mir das Trumm gar noch aus
den Fingern rutscht und in den Lichtschacht donnert. Dieser Vorgang verlangt –
wie gesagt – meine ganze Konzentration und ist sehr anstrengend; dafür bin ich
schon zu müde.
4:35. Jetzt habe ich
das Fenster doch geöffnet. Vielleicht kann ich die knapp zwei Stunden bis zum
Aufstehen wenigstens ein wenig dösen. Beim Schließen des Fensters der ganze
umständliche Prozess retour, und dann wachgelegen, dann ständig von Albträumen
(Wecker nicht gehört, Handy vorm anspringen der Weckfunktion unter Wasser
geraten und kaputt – so in der Art) aufgeschreckt.
(21.2.2023)
©Peter Alois
Rumpf Februar 2023 peteraloisrumpf@gmail.com
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