3012 Totstellreflex
8:54 a.m. Mein Blick
ist auch bei Tageslicht trüb und vernebelt. In meinen Ohren zieht, pfeift und
surrt es. Ich denke mir gerade aus, wie ich schrecklich behandelt und
weggesperrt werde. Vielleicht wäre das Wegsperren tatsächlich besser, denn in
der Welt der Selbstbewußten werde ich immer untergehen. Und freiwillig verlasse
ich mein Zimmer sowieso kaum. Nur: Einzelhaft müßte es sein! Wenn es keine
Einzelhaft wäre und ich in einem kranken Kollektiv eingesperrt, müßte ich mich
töten oder töten lassen. Aber lassen wir das! Lassen wir das! Wenden wir uns
meinem Kelion zu, der so wunderschön ausgestalteten Kemenate (es heizt jetzt).
Mein Geist ist immer noch gefangen und kehrt immer wieder in das Gefängnis
zurück. Thema: Vergewaltigung in Haft. Also offensichtlich ein offenes,
aktiviertes, aufgetriggertes Trauma. Ich versuche, die Kontrolle über meine
Gedanken zurückzugewinnen. Zumindest ein wenig Kontrolle. Wenigstens so viel,
dass ich das Ganze mit ein wenig Abstand betrachten kann. Mein geliebtes Zimmer
hilft mir dabei. Weil meine Hände kalt sind, gebe ich sie unter die Decke und
verhalte mich still, ruhig und unbewegt. Unbewegt um nicht noch mehr
aufzutriggern.
(13.12.2022)
©Peter Alois
Rumpf Dezember 2022 peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite