Freitag, 25. November 2022

2987 Bis zum Aufjubeln

 

Das Heulen bleibt sehr moderat; wiewohl sich diese Zeit ein paar aufrichtige, ehrliche Tränen verdient hätte. Hemmungslos heule ich jetzt wie ein sterbender Wolf in seinen letzten Zügen mit der Musik mit. Mit zittriger, belegter, überschnappender Stimme verfehle ich die Melodien. „I`m a lonely, lonely lord“ (soll ich das überhaupt zitieren? Sich solch eine Blöße geben?). Ich stehe auf und schaue mich in der Welt um. Aber in fremden Fenstern sind auch bloß die Wollsocken an den Füßen von mit Wollsocken besockten Menschen zu sehen. Ein Schüttelfrost durchläuft mich zweimal (ein … zwei …). Ich hasse Wettbewerbe! Wenn ich koche, koche ich und will in keinem Ausscheidungskampf um … sein! (Essen… … wie passend!). Zunehmend wird die kosmische Müdigkeit stärker (was soll sie auch sonst beim Zunehmen?). Jetzt jodel ich ganz rustikal zum Rap von … mit. „So many daydreams …“ - was würde ich ohne diese vielen, schlecht verstandenen, wenn nicht sowieso verhörten, aufgeschnappten englischen Sätzchen machen, Schätzchen? Welche Sätzchen könnten dich sonst rettchen? Jetzt påsch i mit! Unter Schüttelfrost! Noch gibt es Mißtöne, die selbst mir hier noch auffallen und unverzeihlich sind (wie die ständigen Aussetzer bei meinem CD-Player. So alt bist du noch gar nicht!)

Mein Gott! Mein Blick fällt zufällig runter in den Staub, wo auch die Brüder Karamasow sich versammeln und sich dort mit jenem sich verbrüdern. Ich aber erhebe mich wieder und gehe herum und schaue in die Welt außerhalb meines Fensters, die auch hauptsächlich aus Fenstern und oben ein bißchen bedeckter Nachthimmel und unten ein wenig nasser Asphalt besteht. Gegen die Tränen singe ich jetzt laut an; mit den geliebten RHCP mit. Zittern und Vibrieren an meinem Kinn. Die Breschen, die die Musik schlägt, sind unheilbar. Was bleibt? Bestenfalls der ausklingende Akkord. Tanzen wir halt mit den Schlußakkorden mit! Wäre aber gut, wenn ich meinem Magen und meinem wackelnden Gleichgewichtsgefühl nicht allzuviel zumute. Ich wußte gar nicht, dass meine singende Stimme so gemein klingen kann wie jetzt beim Mitsummen, Singen und übersättigt. Aber dann bis zum Aufjubeln! Bis zum Aufjubeln! Wenn auch mit gebrochener Stimme. Schatzerl! Aber wie soll es denn bei dir anders sein! Ach komm, laß die Tränen fließen! „Every day’s the same but new“. Schüttelfrost. „move it closer, now“. Endlich fließen die Tränen! Endlich! Mit allen, allem und jedem einverstanden, mit all meinen Vor-, Bei-, Ab- und Nachfahren darüber im Reinen: Ich gehe jetzt schlafen. Gute Nacht!

 

(24.11.2022)

©Peter Alois Rumpf  November 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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