2987 Bis zum Aufjubeln
Das Heulen bleibt sehr moderat;
wiewohl sich diese Zeit ein paar aufrichtige, ehrliche Tränen verdient hätte.
Hemmungslos heule ich jetzt wie ein sterbender Wolf in seinen letzten Zügen mit
der Musik mit. Mit zittriger, belegter, überschnappender Stimme verfehle ich
die Melodien. „I`m a lonely, lonely lord“ (soll ich das überhaupt zitieren?
Sich solch eine Blöße geben?). Ich stehe auf und schaue mich in der Welt um.
Aber in fremden Fenstern sind auch bloß die Wollsocken an den Füßen von mit
Wollsocken besockten Menschen zu sehen. Ein Schüttelfrost durchläuft mich
zweimal (ein … zwei …). Ich hasse Wettbewerbe! Wenn ich koche, koche ich und
will in keinem Ausscheidungskampf um … sein! (Essen… … wie passend!). Zunehmend
wird die kosmische Müdigkeit stärker (was soll sie auch sonst beim Zunehmen?).
Jetzt jodel ich ganz rustikal zum Rap von … mit. „So many daydreams …“ - was
würde ich ohne diese vielen, schlecht verstandenen, wenn nicht sowieso
verhörten, aufgeschnappten englischen Sätzchen machen, Schätzchen? Welche
Sätzchen könnten dich sonst rettchen? Jetzt påsch i mit! Unter Schüttelfrost!
Noch gibt es Mißtöne, die selbst mir hier noch auffallen und unverzeihlich sind
(wie die ständigen Aussetzer bei meinem CD-Player. So alt bist du noch gar
nicht!)
Mein Gott! Mein Blick fällt zufällig runter in den Staub, wo
auch die Brüder Karamasow sich versammeln und sich dort mit jenem sich
verbrüdern. Ich aber erhebe mich wieder und gehe herum und schaue in die Welt
außerhalb meines Fensters, die auch hauptsächlich aus Fenstern und oben ein
bißchen bedeckter Nachthimmel und unten ein wenig nasser Asphalt besteht. Gegen die Tränen
singe ich jetzt laut an; mit den geliebten RHCP mit. Zittern und Vibrieren an
meinem Kinn. Die Breschen, die die Musik schlägt, sind unheilbar. Was bleibt?
Bestenfalls der ausklingende Akkord. Tanzen wir halt mit den Schlußakkorden
mit! Wäre aber gut, wenn ich meinem Magen und meinem wackelnden
Gleichgewichtsgefühl nicht allzuviel zumute. Ich wußte gar nicht, dass meine
singende Stimme so gemein klingen kann wie jetzt beim Mitsummen, Singen und
übersättigt. Aber dann bis zum Aufjubeln! Bis zum Aufjubeln! Wenn auch mit gebrochener
Stimme. Schatzerl! Aber wie soll es denn bei dir anders sein! Ach komm, laß die Tränen fließen! „Every day’s
the same but new“. Schüttelfrost. „move it closer, now“. Endlich fließen
die Tränen! Endlich! Mit allen, allem und jedem einverstanden, mit all meinen
Vor-, Bei-, Ab- und Nachfahren darüber im Reinen: Ich gehe jetzt schlafen. Gute
Nacht!
(24.11.2022)
©Peter Alois
Rumpf November 2022 peteraloisrumpf@gmail.com
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