2972 Ich stehe nie wieder auf
10:01 a.m. Dafür,
dass ich „gestern“ bis 3:30 gelesen habe, keine schlechte Zeit. Ein
Ausstellungstraum, diesmal etwas stabiler als alle vorherigen
Ausstellungsträume: es ist nicht sicher, ob alle meine Bilder verschwunden
sind; es könnte sein, dass sie standgehalten haben. Unten höre ich Besuch.
Meine Aufmerksamkeit ist jetzt ganz wo anders und mein Geist jagt wie verrückt
durch die Gegend. Grau und düster ist es hier in meinem Zimmer; ich bleibe auf
jeden Fall im Bett unter der optimistischen Leselampe. Meine Brust ist mit der
angewickelten Decke gut vor der Kälte geschützt. Ich darf auch einschlafen und
träumen. Lesen darf ich dann auch. Bei den Tagis gibt’s ein Geheule. Schon
geschlichtet. Mir hier heroben fallen die Augen zu, aber ich bleibe in der
Schreibstellung in der Betthocke. Im Mund spüre und schmecke ich die gestrige
Zwiebel-Honig-Kur. Es ist schon eine Art Friede, wenn auch eine große Portion
Unruhe mitten drin sitzt und meinen Geist herumjagt. Meine abgedunkelte linke
Hand – ich habe die Augen wieder geschlossen – streichelt zärtlich und sanft
das Notizbuchpapier. Wuuummms: ein paar Etagen tiefer in der Finsternis. Und
kurz macht mein nun aufgeschlagenes Auge alles blau (keine Sorge: unverletzt;
nur das Lid gehoben) (Und stimmt: eigentlich sind es zwei Augen.) Ein wenig
weine ich noch der traumhaften Ausstellung nach: so eine große Präsentation
meiner Arbeiten wäre sie gewesen, hätte sie stattgefunden; vielleicht sogar vor
einer interessierten Öffentlichkeit (ich bin schon zufrieden mit geträumten
Erfolgen). (Übrigens: so verrückt ist das gar nicht: alles muß erst geträumt
werden, bevor es Wirklichkeit werden kann.) Und jetzt runter vom Lehrstuhl!
Zurück ins stille Zimmer ins Bett. Im Bett mit meinem eingeschlafenen Arsch.
Ich strecke mich nicht bloß nach der Decke. Und ich blicke auch auf den Plafond
hinter und über der blendenden Leselampe. Eine ganzkörperliche Lust rieselt mir
durch die gestreckten Glieder. Mah! Es ist so schön und gemütlich hier! Ich stehe nie wieder
auf!
(15.11.2022)
©Peter Alois
Rumpf November 2022 peteraloisrumpf@gmail.com
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