Dienstag, 15. November 2022

2972 Ich stehe nie wieder auf

 

10:01 a.m.  Dafür, dass ich „gestern“ bis 3:30 gelesen habe, keine schlechte Zeit. Ein Ausstellungstraum, diesmal etwas stabiler als alle vorherigen Ausstellungsträume: es ist nicht sicher, ob alle meine Bilder verschwunden sind; es könnte sein, dass sie standgehalten haben. Unten höre ich Besuch. Meine Aufmerksamkeit ist jetzt ganz wo anders und mein Geist jagt wie verrückt durch die Gegend. Grau und düster ist es hier in meinem Zimmer; ich bleibe auf jeden Fall im Bett unter der optimistischen Leselampe. Meine Brust ist mit der angewickelten Decke gut vor der Kälte geschützt. Ich darf auch einschlafen und träumen. Lesen darf ich dann auch. Bei den Tagis gibt’s ein Geheule. Schon geschlichtet. Mir hier heroben fallen die Augen zu, aber ich bleibe in der Schreibstellung in der Betthocke. Im Mund spüre und schmecke ich die gestrige Zwiebel-Honig-Kur. Es ist schon eine Art Friede, wenn auch eine große Portion Unruhe mitten drin sitzt und meinen Geist herumjagt. Meine abgedunkelte linke Hand – ich habe die Augen wieder geschlossen – streichelt zärtlich und sanft das Notizbuchpapier. Wuuummms: ein paar Etagen tiefer in der Finsternis. Und kurz macht mein nun aufgeschlagenes Auge alles blau (keine Sorge: unverletzt; nur das Lid gehoben) (Und stimmt: eigentlich sind es zwei Augen.) Ein wenig weine ich noch der traumhaften Ausstellung nach: so eine große Präsentation meiner Arbeiten wäre sie gewesen, hätte sie stattgefunden; vielleicht sogar vor einer interessierten Öffentlichkeit (ich bin schon zufrieden mit geträumten Erfolgen). (Übrigens: so verrückt ist das gar nicht: alles muß erst geträumt werden, bevor es Wirklichkeit werden kann.) Und jetzt runter vom Lehrstuhl! Zurück ins stille Zimmer ins Bett. Im Bett mit meinem eingeschlafenen Arsch. Ich strecke mich nicht bloß nach der Decke. Und ich blicke auch auf den Plafond hinter und über der blendenden Leselampe. Eine ganzkörperliche Lust rieselt mir durch die gestreckten Glieder. Mah! Es ist so schön und gemütlich hier! Ich stehe nie wieder auf!

 

(15.11.2022)

©Peter Alois Rumpf  November 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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