2948 Nebel 2
Auf der Thaya liegt der Nebel und darüber leuchten schon die
dunklen, goldenen Wälder. Die Sonne ist
noch nicht heroben; es ist noch die Zeit der Morgenröte. Der Blick kann über
die Nebelschwaden weit über die
Hochebene gehen, die gar nicht so eben ist, sondern sanft hügelig und von tieferen
Tälern durchschnitten. Jetzt beginnt sich der weiße Nebel aus dem Tal zu
erheben. Langsam tut er das, in extremer Zeitlupe. Eine Krähe höre ich rufen. Eine
sehe ich fliegen. Möglich, ich habe mich getäuscht und der Nebel steht noch
nicht auf. Die Heizung gluckert. Es wird heller und heller. Der Himmel ist von
unzähligen Kondensstreifen zerkratzt. Eine ganz schwarze Krähe flog ganz nah am
Fenster. Jetzt steigt der Nebel und wölbt sich. Ein Schwarm Spatzen saust über
das Nebelfeld. Es sind deren einige, die
ihr Tagwerk beginnen. Und sie scheinen gut zu wissen, was ansteht und wo sie
hin müssen. In meinem Kopf beginnt plötzlich ein Krieg. Ich kann mich aber
wieder herausreißen. Der Nebel über der
Thaya sackt in sich zusammen. Die Landschaft ist so weit. Ich beginne mich
eingesperrt zu fühlen und werde unruhig. Das Sonnenlicht erreicht die ersten
laublosen Bäume, und dann die Dachspitze des Hexenhauses und dann die Wälder
dort drüben stellenweise. Der blaue Himmel hinter den drei kahlen Linden ist von
herzzerreißender Schönheit. Der Nebel ist jetzt weg.
(27.10.2022)
©Peter Alois Rumpf Oktober
2022 peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite