2947 Nebel
3:28 a.m. Noch kommen Sterne durch den Nebel, noch liegt die Landschaft einfach da, dem Nebel hingegeben. Mein inneres Erleben, das ist nicht wahr. Dann huste ich und die kalte ländliche Luft reizt meine Lunge zu einem Anfall nach dem andern. Das kleine Zimmer ist recht groß. Die Stille ist enorm und intern musikalisch reich. Ich bin aus dem Schlaf gewacht. Ein Niesanfall zerknallt brutal die Stille hier im Schloß. Meine Nase wird das Zentrum des Universums, wo alle juckenden Fäden zusammenlaufen. Selbstbewußt bewege ich meinen Kopf und damit meine wichtige Nase in verschiedene Richtungen. Kennt sie sich jetzt aus? Tränen an den Wangen, Schatten an der Wand. Die einsamen Bilder können den Bedeutungsstau nicht bewältigen. Dort, das Canapé tut mir nicht weh, aber beunruhigt. Eigentlich ist dieses schöne Zimmer nicht möglich, es fehlt die dazugehörige Zeit, die mir nicht abgeht und die ich nicht vermisse. Ich bin zu unbedeutend für diese Größe. Zurück in die Buwogsiedlung der Fünfzigerjahre, da war noch Zukunftszuversicht und Aufbruchsstimmung. Ah geh! Dir gefällt es doch eh, auf der Feudalwelle zu schwimmen.
Mit dem kleinen
Licht im Zimmer ist am Fenster absolute Finsternis. Meine Lunge brennt. Du hast
Angst. Gib es zu! Irgendwo bist du durchgerutscht und jetzt hockst du da als
wärest du in deinem Zimmer daheim. Aber es ist nicht dein Zimmer, sondern
fremd. Sehr fremd. Die Oberfläche der Wolldecke über dem Bett da vor mir schaut
wie eine befremdende Landschaft auf einem anderen Planeten aus. Die Schatten
sind hier auch anders. Ich habe den Verdacht, dass mein Zimmer zuhause die
reine Abwehranlage gegen die Angst ist, das ich mir über die Jahre aufgebaut
und mit Abwehrbildern ausgestaltet habe, und jetzt fehlt es mir. Kein Sommer
ist jetzt da, der das hier überspielen und vertreiben kann. Der Herbst bringt
es mitten in der Nacht an den Tag.
(27.10.2022)
©Peter Alois Rumpf Oktober
2022 peteraloisrumpf@gmail.com
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