2654 Baby Peter
12:45. In Bangen und Zittern bin ich aufgewacht. Wieso denn?
Weil du diesen Tag, der dich deinem Todestag näher bringt, schon wieder zur Hälfte verschlafen hast? Na, na,
na, du tapferer Krieger, du tust doch sonst immer so besonnen, vernünftig und
gefasst! Der Heizkörper gurgelt laut und zustimmend; ich weiß nur nicht, zu was
er stimmt („Deine schwindlichen Witzchen werden dir dann auch nicht helfen!“
„Na und?!?“) Tatsächlich sitzt mir ein großes Unbehagen in der Leibesmitte,
drückt mir eine leichte Übelkeit bis in den Hals. Noch reckt es mich nicht.
Minutenlang versuche ich, mich zu derfangen. Ganz im Zentrum sitzt eine große
Aufregung. Ich bin nicht nur von der Außenwelt überfordert, sondern auch von
meinem Innenleben. Nennen wir es Lebensangst. Die Benennung beruhigt mich
etwas. Ich muß fast lachen, dass dieser ausgelutschte Schnuller noch immer
funktioniert. Als wäre der Name wesentlich. Ich suche beim letztens wieder
entdeckten Kunstkärtchen, das von hier aus schön, aber bloß wie aus abstrakten
Farbflächen komponiert aussieht, die schöne Frau, die im Garten liegt, zu
finden, was so ein bißchen gelingt. Jetzt schau ich mir die näher gehängten
Kärtchen mit den nackerteren Weibern an – Munch und Modigliani – mm – ja, die
nackerten Brüste helfen meiner Beruhigung und Überwindung der Angst. So! Komm,
Baby Peter! Probier doch aufzustehen! Das kannst du schon! Gestern hast es auch
schon können! Die Decke zurückschlagen! Ja, brav! Ein Fußi zum Boden! Das
andere Fußi zum Boden …
(8.4.2022)
©Peter Alois Rumpf April 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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