2633 Sonntagabend
In meinem kleinen vollgehängten und vollgestellten Zimmer
habe ich die Karte von Paris neben dem Bücherstapel am Boden neben dem Bett
auch auf dem Boden liegen, weil ich Duras' Schmerz lese. Während ich darüber
nachdenke, wie ich das beschreiben, was ich darüber sagen könnte, zupfe ich
immer wieder an einem Hautstückchen, das auf der linken Seite des Zeigefingers
der rechten Hand neben dem Fingernagel herausragt und stört. Ich beschließe, zu
dem erschütternden Bericht der Madame Marguerite Duras gar nichts zu sagen. Ich
bin dafür weder berufen, noch würdig, noch lauter genug. Mit dem rechten
Daumennagel kletzle ich an diesem lästigen Hautstückchen herum. Dann stehe ich
auf, steige vorsichtig über die ausgebreitete Karte von Paris, vorsichtig, um
sie nicht zu zerreißen, gehe ins Bad und will dieses elende Hautfetzchen
abschneiden. Die Nagelschere schneidet zu schlecht; die Nagelzwicke erwischt es
nicht, die Nagelzange ist etwas zu grob, das Licht im Bad ist so schlecht, oder
sind es meine Augen? Schließlich gelingt es.
Unten unterrichtet meine tüchtige Frau Yoga; so kann ich
nicht hinunter um mir einen Kaffee zu machen.
Ah! Jetzt singen sie „Ohm ...“ - jetzt sind sie bald fertig.
(27.3.2022)
©Peter Alois Rumpf
März 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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