2632 Zoom
Alles dreht sich und mir schwindelt, aber die Straße in Veli
Lošinj hat jetzt einen komplett anderen Ausdruck und Spin: sie liegt tiefer und
läd ein, nach vorne in den Hintergrund zu fahren. Keine weiße Lava mehr, die
die Stadt aus dem Hintergrund auffrisst. Der Raum ist nach vorne in den
Hintergrund offen und einladend. Die flache Ebene geht ganz weit. Es ist so,
als wäre mein „Gemälde“ (Anführungszeichen des kleinen Formates wegen) erst
jetzt, nach 34 Jahren, fertig geworden. Oder sein eingebauter
Selbstauflösungsmechanismus hat seine Arbeit eingestellt. Ganz in der Ferne
kann ich sogar Landschaft erkennen. Darüber und wegen dem Schwindel muß ich nun
schlafen.
Vorsichtig richte ich mich nach dem Schlaf im Bett auf und
warte ab, ob wieder ein Schwindelanfall auftritt. Es scheint alles noch labil
zu sein, aber es dreht sich nichts mehr. Mein Magen knurrt. So lange ist das
Frühstück noch nicht her. Ich überprüfe das Veli-Lošinj-Bild: ja, immer noch
öffnet es sich, spätestens nach einer Sekunde. Es ist nicht nur die Straße, die
sich verändert hat, auch die Mauern oder Hecken (was weiß ich noch, was ich
damals gemalt habe!) erstrahlen regelrecht in neuer Klarheit. Und der linke
Baum – er könnte eine Linde sein - hat an glaubwürdigem Volumen gewonnen, die
Pappel in der Mitte an Wirklichkeitsgehalt. Wir haben hier eine an ihrem Rand
leicht beängstigende Nachmittagsstille. Mein Puls scheint ganz normal. Fieber
habe ich keines. Lagerschwindel? Das wurde schon einmal diagnostiziert. Was ist
das eigentlich? Ich lasse Angst und Panik nicht näher kommen. Mein Pluspunkt
ist die neue Liebe zum Veli-Lošinj-Bild (tausendmal geschaut, jetzt hat es Zoom
gemacht). Ich glaube, ich kann wieder aufstehen.
(26.3.2022)
©Peter Alois Rumpf März 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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