Samstag, 26. März 2022

2632 Zoom

 

Alles dreht sich und mir schwindelt, aber die Straße in Veli Lošinj hat jetzt einen komplett anderen Ausdruck und Spin: sie liegt tiefer und läd ein, nach vorne in den Hintergrund zu fahren. Keine weiße Lava mehr, die die Stadt aus dem Hintergrund auffrisst. Der Raum ist nach vorne in den Hintergrund offen und einladend. Die flache Ebene geht ganz weit. Es ist so, als wäre mein „Gemälde“ (Anführungszeichen des kleinen Formates wegen) erst jetzt, nach 34 Jahren, fertig geworden. Oder sein eingebauter Selbstauflösungsmechanismus hat seine Arbeit eingestellt. Ganz in der Ferne kann ich sogar Landschaft erkennen. Darüber und wegen dem Schwindel muß ich nun schlafen.

 

Vorsichtig richte ich mich nach dem Schlaf im Bett auf und warte ab, ob wieder ein Schwindelanfall auftritt. Es scheint alles noch labil zu sein, aber es dreht sich nichts mehr. Mein Magen knurrt. So lange ist das Frühstück noch nicht her. Ich überprüfe das Veli-Lošinj-Bild: ja, immer noch öffnet es sich, spätestens nach einer Sekunde. Es ist nicht nur die Straße, die sich verändert hat, auch die Mauern oder Hecken (was weiß ich noch, was ich damals gemalt habe!) erstrahlen regelrecht in neuer Klarheit. Und der linke Baum – er könnte eine Linde sein - hat an glaubwürdigem Volumen gewonnen, die Pappel in der Mitte an Wirklichkeitsgehalt. Wir haben hier eine an ihrem Rand leicht beängstigende Nachmittagsstille. Mein Puls scheint ganz normal. Fieber habe ich keines. Lagerschwindel? Das wurde schon einmal diagnostiziert. Was ist das eigentlich? Ich lasse Angst und Panik nicht näher kommen. Mein Pluspunkt ist die neue Liebe zum Veli-Lošinj-Bild (tausendmal geschaut, jetzt hat es Zoom gemacht). Ich glaube, ich kann wieder aufstehen.

 

(26.3.2022)

©Peter Alois Rumpf  März 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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