Mittwoch, 23. März 2022

2624 Mein Blick

 

Mein Blick schleppt sich müde und zäh durch das sumpfige Wahrnehmungsfeld. Allmählich trennen sich ich Wahrnehmer und Wahrnehmungsgegenstände, die Welt wird stabiler und fester und mein Blick gleitet getrennt und unvermischt leichter und unbeschwerter umher. Mein rechtes Ohr juckt heftig und ich gönne ihm eine Pilotstiftmassage. Mein linkes Ohrläppchen juckt und ich reibe es mit dem linken Zeigefinger hinten beim Flinserlverschluß. Bei der Munch-Madonna stört mich zunehmend der immer deutlicher werdende Gegensatz zwischen dem ins Doofe gehenden Gesicht und dem ins Magisch-Realistische gehenden Brüsten, die ein Eigenleben zu haben scheinen. Die Brüste leben stärker als die Madonna. Der Munch mit Stilltrauma? (oder ich?) Mein Wandlungspriester - so fest ist die Wirklichkeit auch wieder nicht – hat seinen schiefen Kopf nun mit dem Gesicht nach hinten zum Himmel gekehrt und müßte  jetzt eigentlich mit Genickbruch tot umfallen. Außerdem wirkt er karikaturenhaft. Der Auferstandene geistert gespensterartig beim Felsen … umher kann ich nicht sagen, weil er sich nicht bewegt. Im Übrigen kann der Auferstandene für all das nichts, schließlich war ich es, der ihn so gemalt hat. Die Rabenkrähe streckt ihren – interessanterweise – gelben Schnabel stolz und zuversichtlich im festgehaltenen Aufflug gen Himmel. Ich denke, sie hat vor, „losgelöst und mit Leichtigkeit am Adler vorbeizuschnellen“.

 

(23.3.2022)

©Peter Alois Rumpf  März 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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