2624 Mein Blick
Mein Blick schleppt sich müde und zäh durch das sumpfige
Wahrnehmungsfeld. Allmählich trennen sich ich Wahrnehmer und
Wahrnehmungsgegenstände, die Welt wird stabiler und fester und mein Blick
gleitet getrennt und unvermischt leichter und unbeschwerter umher. Mein rechtes
Ohr juckt heftig und ich gönne ihm eine Pilotstiftmassage. Mein linkes
Ohrläppchen juckt und ich reibe es mit dem linken Zeigefinger hinten beim Flinserlverschluß.
Bei der Munch-Madonna stört mich zunehmend der immer deutlicher werdende
Gegensatz zwischen dem ins Doofe gehenden Gesicht und dem ins
Magisch-Realistische gehenden Brüsten, die ein Eigenleben zu haben scheinen.
Die Brüste leben stärker als die Madonna. Der Munch mit Stilltrauma? (oder
ich?) Mein Wandlungspriester - so fest ist die Wirklichkeit auch wieder nicht –
hat seinen schiefen Kopf nun mit dem Gesicht nach hinten zum Himmel gekehrt und
müßte jetzt eigentlich mit Genickbruch
tot umfallen. Außerdem wirkt er karikaturenhaft. Der Auferstandene geistert
gespensterartig beim Felsen … umher kann ich nicht sagen, weil er sich nicht
bewegt. Im Übrigen kann der Auferstandene für all das nichts, schließlich war
ich es, der ihn so gemalt hat. Die Rabenkrähe streckt ihren –
interessanterweise – gelben Schnabel stolz und zuversichtlich im festgehaltenen
Aufflug gen Himmel. Ich denke, sie hat vor, „losgelöst und mit Leichtigkeit am
Adler vorbeizuschnellen“.
(23.3.2022)
©Peter Alois Rumpf März 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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