2620 Ich fliege auf
Wunderbare Musik von Alt-J. In Veli-Lošinj habe ich bis
jetzt übersehen, dass sich der Baum da links im Vordergrund gerade entzündet –
und zwar auf mittlerer Höhe (Thomas! Schau uma!). Die Musik reißt mir das Herz
auf. In den Wänden hinter den Büchern treten zwei schwarze Löcher auf. Sie
haben richtige stumme Auftritte, ganz unhörbar. Der Raum hat eine helle und
eine dunkle Seite – die aber nichts mit Arschitecture oder Lichtculture zu tun
haben. Bei der Musik tanzen die Bücher für mich. Die Band steht mitten im Wald.
Und spielt ganz psychedelisch – ein postmodernes Psychode-Link, ganz auf der
Höhe der Zeit. Die Musik schafft es, zwischen die Töne zu greifen. Ein bißchen
Übelkeit umspiralt mich. Die Musik stoppt und hebt von neuem an. Fast zu viel
für meine arme Seele; jedenfalls fliegt da etwas so mit. Kann ich das Loch noch
stopfen? Egal, rinnt's halt aus! Jetzt singe und summe ich sogar mit. So weit
es geht. Der Schmutz, der Staub, die Flecken: alles blüht jetzt auf! Ich kann
mich überall strecken, nichts davon geb ich auf. Sogar die leicht
schwindsuchtverdächtigte Munch-Madonna – noch vor ihrem Verfall dreht sie
ordentlich auf. Diese Schönheit muß ich wegbringen; sonst sterbe ich! Oh Bass!
Du bist so traurig! Ja, Drummer, schlag's weg! Gelbe kleine rundliche Flecken
schweben über meinem blauen – wie heißt das? Hoodie. Ich gebe vorerst das
Schreiben auf.
Du streifst alles zart und behältst es. Aus der Ecke krault
etwas auf mich zu. Schon ist es woanders. Ich greife zitternd ins Leere, aber
das macht nichts: alles rundherum ist voll. Die unteren Teile der Musik bohren
sich regelrecht herein: Enchanté! Ich versuch, der Katze die Musik zu erklären.
Kann es sein, sie fürchtet sich? Ich glaub, ich bin recht fürchterlich. Da
gluckert es schon wieder weg. Und jault sich aus dem anderen Winkel wieder
herein. Die Wörter hängen nur am zartesten Geklimper fest, bis sie merken, dass
es eine elektronische Falle ist, ist das Lied umvertönt. Ich komme mit den
Tonschnellen nicht nach. Sickert langsam vom Boden herein. Auch wenn's nebenbei
beklopfter geht. Ich finde mich in unbeschreiblichen Tonsträngen wieder. Heule
ich? Oder sind das die Saiten? Oder das eiserne Stiegengeländer. Lange werde
ich diese Präzision nicht mehr vortäuschen können, dann fliege ich auf. Ich
zupf mir schon die fünfundzwanzigste Verwandlung zurecht. Oder zu Unrecht. Mit
vollem Munde singt man nicht. Was werde da die Füchse sagen? Gute Nacht und zu
wem? Wer tanzt mit wem? Was schabt sich dar? Zeitlupenpfeilschmerz. Tüpfelt
über Zentralhyänenchorgesang der herrlichsten Schönheit. Schönheit. Schönheit.
Endlich bin ich vergessen! Meine Hand ist ururalt. Greisenhaft. Ich sehe durch
die Haut, die das ganze Gschiss nicht mehr halten kann. Aber es gibt Profis!
Und Profiteure; die zwergerln sich irgendwo heran und zurecht. Oder zu Unrecht.
A Cappella versinke ich in der Letten. Ich weiß, dass meine Rettungsseile
unseriös sind. Mich schaudert's und schaudert's und schaudert's! Angenehm.
Alles ist uneinholbar: geigen Sie alles nieder! Und krabbeln zu einem Rhythmus
herauf, der gleich wieder brach liegt. Und sich zum Rinnsal gurgelt. Alle meine
gemalten Bilder fließen in einer Prozession aus der Oberlichtenecke. Welches
meiner Bilder blendet mich schon seit geraumer Zeit? Endlich! Endlich! Endlich!
Die mit dem schönen Arsch! Vorbei! Nein, stimmt nicht. Da geigt einer auf – auf
der untersten Schublade tief in den Bass. Schreib einfach um dein Leben! Aus
dieser Schönheit kann es keinen Exit geben. Ich durchschaue eure Tarnungen und
falle wieder drauf rein. Es gibt nichts, und trotzdem ist alles da.
(17./18.3.2022)
©Peter Alois Rumpf
März 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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