2589 Vorläufer
Der Ausklang meiner großen Tour. Ein bißchen erschöpft und
müde, aber glücklich. Fast zu viel Intensität auf einmal. Aber das wäre eine
gute Vorübung für das Eintauchen in die Ewigkeit, die keine ewig fortlaufende
Zeit ist, sondern die zeitlose Gleichzeitigkeit aller sonst vom Bewußtsein
hintereinander angeordneter Intensitäten. Aber so weit sind wir noch lange
nicht, dass es uns (pluralis majestatis) beim Eintauchen nicht zerreißen würde.
Bis in den Status, dem standhalten zu können, bräuchte ich viele
Wiedergeburten, um das zu erlernen. An diese glaube ich nicht so recht. Schaut
nicht gut aus. Macht nichts: ich werde trotzdem mit Verneigung meinen Löffel
und mein Bewußtsein abgeben. Eine kühne Ansage! Da wird sich zeigen, ob ich
bloß ein Angeber und Dampfplauderer bin, oder ob Restsubstanz da sein wird. Der
kosmisch-spirituelle-universale-ätherische-religiöse-auferstehungstechnische
Elchtest. Immerhin: einmal habe ich den Tod durch Anschreien verscheucht und
mich aus der grau-gelblichen Dünenwelt – dem Grenzgebiet zwischen hier und dort
– zurückkatapultiert. Wenn es denn der Tod war und nicht einer seiner
Vorläufer.
Ich bin ja am Land aufgewachsen und da hat es den
Krampuslauf mit all seinen Gestalten wie Hobagoas, Schmied, Schab etc am
Vorabend auf den Nikolaustag, also am 5.12. gegeben. Und zwar nur an diesem
Abend. Es gab noch keine Touristen-Krampus-Veranstaltungen mit nach
Science-Fiction und amerikanischem Horrorkino designten Kramperln so von Mitte
August an wie heute. Nur wir als Kinder durften am Abend des 4.12., am
sogenannten Vorläufertag auch ein wenig und meist schlecht maskiert mit Ruten
herumlaufen und so tun, als könnten wir die Erwachsenen erschrecken und sie
auch wirklich ein wenig abklopfen. Ich meine, wir sind ja auch noch ernsthaft
mit Ruten von den Eltern geschlagen worden und so konnten wir den Vorläufertag
kaum erwarten und in unserer Ungeduld ist es vorgekommen, dass wir schon eine
Woche vor dem Vorläufertag mit Masken, ein paar Fellstückchen an der Kleidung,
super waren auch Schellen und Glocken – wer hatte – und mit Ruten herumgelaufen
sind und versucht haben, Erwachsene sowieso sehr verhalten zu schlagen, aber
eine Woche vorm Vorläufertag haben sich die Erwachsenen gewehrt und uns
beschimpft. Ich kann mich noch erinnern, wie die Frau Traisch – eine Nachbarin
– gerufen hat: „ich kenne dich! Du bist der Peter Rumpf!“ und dann zu den Eltern
sich beschweren gegangen ist. Wären wir Kinder am 5., in der echten Rauhnacht
gelaufen, die richtigen Kramperl hätten uns verdroschen. Das nur zum Thema
„Vorläufer“.
Falls es bei mir damals nicht der Tod, sondern sein
Vorläufer war, den zu verscheuchen mir gelungen ist, dann habe ich das richtige
Reinhacken noch nicht erlebt. Also nichts genaues weiß man nicht.
Ja, ich will mich jetzt ausruhen und ein wenig schlafen und
morgen den Elch- … Blödsinn! … den Coronatest machen.
(11./12.2.2022)
©Peter Alois Rumpf Februar 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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