2588 Das Kabarett meines Lebens
Ja! Ja! So ist es! Das war das Kabarett meines Lebens,
gestern, in des Wortes zwiefacher Bedeutung. Von mir, mit mir, vor mir selbst,
mein Leben rauf und runter gesanglich, monologisch, theatralisch, musikalisch,
kindheitsgeschichtlich - in zwiefacher Verwendung: meine Kindheit, die Kindheit
meiner Kinder – ich erinnere mich noch an den Janosch-Film mit Popovič und dem
Kleiber und dem Wolkenschlosskönig: „mmmhm … die Pia … mmhhhmm … die Mia ...“. Und gelacht und gelacht! Und das die ganze Nacht bis in den Vormitable … äh! Vormittag. Getanzt habe
ich, wie ein Wilder (aber nicht wie Billy) auf Facebook gearbeitet – heiter und
lachend und im Heiligen Zorn – die Ukulele gezupft, beim vergeblichen
Einschlafversuch noch die Rhythmen der nachklingenden Musik im Kopf ans
Bettgestell geklopft, eine Explosion an Einfällen und Ideen, Assoziationen und
Entdeckungen (zB Elliot Smith, den ich nicht kannte und den der verehrte
FB-Friend Valentin Korab geteilt hatte), als lautere Zeugen nur die Katze und
das Universum, und mich als befangenen. Mit dem Schreiben bin ich bei Weitem
nicht nachgekommen. Mit dem Denken auch nicht. Ach Gott! Die von gestern noch
verängstigte Katze läßt mich nicht schreiben. Sagen wir, das war um acht in der
Früh.
So um 14 Uhr. Nochmaliges Aufwachen. Herrlich! Dieses
Aufwachen und Aufwachen und wiederum Aufwachen, wie aus sieben Schläf...
Schlafen, die Schläfen angeschwitzt von Energie und Bettwärme und – ah! - wie
schön: keiner beschimpft mich innerseelisch! Obwohl ich gestern auf Facebook in
Heiligem Zorn gewütet habe. Aber die Antworten und Kämpfe dort werden mir
Vergnügen bereiten: ihr könnt auf mich nie so losgehen, wie mein momentan
stillgelegter innerer Ankläger; eure Kommentare und Tourelle-Syndrom-Phrasen
sind ein Lercherlschas im Vergleich zu dem, was mein innerer Ankläger aufzufahren
in der Lage ist; verglichen mit dem seids ihr lustige Buberln, keiner ist so
ein brutaler Despot wie mein momentan stillgelegter innerer Ankläger.
Durchschnaufen. Gliederdehnen. Aufstehen und weitermachen. Jetzt weiß ich es
endlich: ich bin mein Lebtag lang depressiv bis zur Auferstehungsunfähigkeit,
zum falschen Heil (wie in H.H.) für meine Umwelt. Denn wäre ich dies nicht –
nämlich depressiv – würde mich die Umwelt nicht ertragen. Ich Idiot stelle mein
Licht schon mein ganzes Leben unter den Scheffel, damit nur ja niemand sich
geblendet fühlen könnte, weil mein Licht stärker leuchtet und heller strahlt
als das seinige. Aber heute nicht! Heute habe ich es strahlen lassen. Ich mußte
mich zwingen, mit meinem Leuchten schlafen zu gehen. Niemand hat es gestern und
heute geschafft, mich wegen meines größeren Leuchtens zu beschämen.
(11.2.2022)
©Peter Alois Rumpf Februar 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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