2571 Vielversprechend
Ich bin bei so einem studentischen Jugendtreff von
Wohngemeinschaften und weiß aber, dass ich fast siebzig Jahre alt bin. Es
zeigen sich da sehr komplizierte Beziehungsgeflechte oder Gefüge und prompt
verliebe ich mich in eine junge Frau. Die Geschichte hebt vielversprechend an,
doch im Endeffekt will sie dann doch nicht und ich ziehe mich verzichtend
zurück (ich lese gerade Italo Svevos „Ein Mann wird älter“, wobei aber der
„Held“ der Erzählung fünfunddreißig ist! Fünfunddreißig! Da bin ich gerade
Hilfe suchend dem Döbereiner tapfer ins Messer gelaufen!) Warum wir in St.
Gallen, Steiermark, sind, weiß ich nicht. Am Anfang befand sich das Ganze
woanders, wie mir scheint. Und Schiffsbau spielt auch eine Rolle. Ist St.
Gallen dafür nicht ein bißchen weit weg von der Enns? Ach Träume! Ist er nicht
süß, der Mensch, wie er ißt und bis tief in die Nacht Kaffee trinkt, schläft,
träumt und dann benommen aufwacht? Dann will er seine Träume verstehen, aber
seine Zellen kennen sich nicht mehr aus und wissen nicht, ob, warum, wie und
überhaupt sie sich magnetisiert haben sollten. Ja, ja, Mesmer wäre Freud
vorzuziehen, wie es in einschlägigen Kreisen heißt. Die Katz klettert auf mir
herum und nicht weit von hier in der Kindertagesstätte singen, jubeln, rufen,
spielen fröhlich die Tageskinder. Bald werden sie Mittagsschlaf halten; ich
höre schon die Bilderbuch-Anschau-Phase vorbereitet werden und ein Bub „liest“
den Text schon den anderen vor. Ich höre die Kinder, denke an sie und stelle
sie mir vor mein inneres Auge, und ein Fuder Schwermut legt sich auf mich, aber
nicht, weil die gehörte Szene traurig wäre, nein, im Gegenteil, weil ich an
meine Kindheit und ihr Programmierungsprogramm denken muß. Die Kinder hier
werden nicht falsch gemacht.
(26.1.2022)
©Peter Alois Rumpf Jänner 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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