Mittwoch, 26. Januar 2022

2571 Vielversprechend

 

Ich bin bei so einem studentischen Jugendtreff von Wohngemeinschaften und weiß aber, dass ich fast siebzig Jahre alt bin. Es zeigen sich da sehr komplizierte Beziehungsgeflechte oder Gefüge und prompt verliebe ich mich in eine junge Frau. Die Geschichte hebt vielversprechend an, doch im Endeffekt will sie dann doch nicht und ich ziehe mich verzichtend zurück (ich lese gerade Italo Svevos „Ein Mann wird älter“, wobei aber der „Held“ der Erzählung fünfunddreißig ist! Fünfunddreißig! Da bin ich gerade Hilfe suchend dem Döbereiner tapfer ins Messer gelaufen!) Warum wir in St. Gallen, Steiermark, sind, weiß ich nicht. Am Anfang befand sich das Ganze woanders, wie mir scheint. Und Schiffsbau spielt auch eine Rolle. Ist St. Gallen dafür nicht ein bißchen weit weg von der Enns? Ach Träume! Ist er nicht süß, der Mensch, wie er ißt und bis tief in die Nacht Kaffee trinkt, schläft, träumt und dann benommen aufwacht? Dann will er seine Träume verstehen, aber seine Zellen kennen sich nicht mehr aus und wissen nicht, ob, warum, wie und überhaupt sie sich magnetisiert haben sollten. Ja, ja, Mesmer wäre Freud vorzuziehen, wie es in einschlägigen Kreisen heißt. Die Katz klettert auf mir herum und nicht weit von hier in der Kindertagesstätte singen, jubeln, rufen, spielen fröhlich die Tageskinder. Bald werden sie Mittagsschlaf halten; ich höre schon die Bilderbuch-Anschau-Phase vorbereitet werden und ein Bub „liest“ den Text schon den anderen vor. Ich höre die Kinder, denke an sie und stelle sie mir vor mein inneres Auge, und ein Fuder Schwermut legt sich auf mich, aber nicht, weil die gehörte Szene traurig wäre, nein, im Gegenteil, weil ich an meine Kindheit und ihr Programmierungsprogramm denken muß. Die Kinder hier werden nicht falsch gemacht.

 

(26.1.2022)

©Peter Alois Rumpf  Jänner 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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