Mittwoch, 19. Januar 2022

2561 Möwen

 

2:21. Ich will herausfinden, ob lebende Möwen, wenn sie im Wind stehen, auch so wackeln wie das über mir hängende Holzmöwen-Mobile über meinem Bett. Dazu strenge ich mich an, mich zu erinnern, wie sich Möwen im Wind stehend bewegen. Ich weiß aber nicht, ob ich meine Erinnerung an die Holzmöwe angepasst habe oder nicht. Denn zunächst ist mir dieses Gewackel ganz unmöwisch vorgekommen, aber nach einiger Zeit doch ähnlich.

Ich rufe die Katze, die hinter der angelehnten Zimmertür verharrt, als könne sie sie nicht aufdrücken. Ich höre ihren Atem. Sie antwortet mir mit einem röchelnden Laut, denn sie versucht immer wieder zu sprechen. Und sie bleibt hinter der Tür. Sie hört nicht auf zu sprechen. Erwartet sie, dass ich aus dem Bett aufstehe und die Türe für sie ganz öffne? Denkbar ist es, aber jetzt tatzelt sie sich schon herein und springt auf meine dargebotene Brust. Sie schaut meiner Hand bei den Schreibbewegungen zu, aber diesmal streicht sie nicht mit ihrer Wange am Kugelschreiber. Meine Verschreiber sind in letzter Zeit noch häufiger geworden; jetzt zB „diesmalt“ statt „diesmal“. Die berühmten Schaltungen im Gehirn. Das ständige Surren geht für kurze Zeit in hohes, spitzes Pfeifen über.

 

(18./19.1.2022)

©Peter Alois Rumpf  Jänner 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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