2561 Möwen
2:21. Ich will herausfinden, ob lebende Möwen, wenn sie im
Wind stehen, auch so wackeln wie das über mir hängende Holzmöwen-Mobile über meinem Bett. Dazu
strenge ich mich an, mich zu erinnern, wie sich Möwen im Wind stehend bewegen.
Ich weiß aber nicht, ob ich meine Erinnerung an die Holzmöwe angepasst habe
oder nicht. Denn zunächst ist mir dieses Gewackel ganz unmöwisch vorgekommen,
aber nach einiger Zeit doch ähnlich.
Ich rufe die Katze, die hinter der angelehnten Zimmertür
verharrt, als könne sie sie nicht aufdrücken. Ich höre ihren Atem. Sie
antwortet mir mit einem röchelnden Laut, denn sie versucht immer wieder zu
sprechen. Und sie bleibt hinter der Tür. Sie hört nicht auf zu sprechen.
Erwartet sie, dass ich aus dem Bett aufstehe und die Türe für sie ganz öffne?
Denkbar ist es, aber jetzt tatzelt sie sich schon herein und springt auf meine
dargebotene Brust. Sie schaut meiner Hand bei den Schreibbewegungen zu, aber
diesmal streicht sie nicht mit ihrer Wange am Kugelschreiber. Meine
Verschreiber sind in letzter Zeit noch häufiger geworden; jetzt zB „diesmalt“
statt „diesmal“. Die berühmten Schaltungen im Gehirn. Das ständige Surren geht
für kurze Zeit in hohes, spitzes Pfeifen über.
(18./19.1.2022)
©Peter Alois Rumpf Jänner 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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