2558 Wind ist aufgekommen
Wind ist aufgekommen. 9:28. Es tobt und rüttelt durchs
Gebälk. Und die Tagis unten höre ich fröhlich hereinkommen. Ich lasse mich
wieder so halb hinüberkippen. Zunächst keine Bilder, aber Vibrationen laufen
durch mich und lassen meinen Körper zittern. Ich komme nun mit den Wellen der
Bilder, die vom Zittern ausgelöst wurden, nicht nach. Als würden Stücke aus
einer alten Kruste ausgebrochen und abgelöst
und abgestoßen und fliegen mir jetzt um die Ohren. Eine Decke wird über das
ganze geworfen. Mein Spiegelbild, das mir überhaupt nicht ähnlich sieht,
schlägt die Hände in gespielter Verzweiflung vors Gesicht. Mein realer Kopf
schüttelt und wackelt in den Pölstern. Mein drüberes Ich scheint in Hausarrest
zu sein. Oder Stubenarrest, jedenfalls geräumig. Die ersten Personen werden
evakuiert. Oder deportiert. Trotz Zitter- und Vibriererei steht mein Selbst
drüben auf (ich wußte gar nicht, dass sich der auch wieder hingelegt hatte).
Plötzlich merke ich: Ich schreibe mit dem Kugelschreiber auf dem
Laptopbildschirm über das Desktop (mein alter ego hat es an den Computer
geschafft!). Mein altes Ego … nein, ich bin wieder drüben; mein anderes Ich
rettet jemanden vorm Selbstmord. Das glaube ich zumindest hier, dass es nicht
zu spät war. Geht drüben ein Kinderschänder herum? Ist das auch ein Ich? Die
Sachlage ist mir nicht ganz klar. Mir wird gleich ein wenig übel. Ein tiefer
Atemzug befreit mich von dieser unguten Vision. Die Katze schnarcht. Ich denke
ans Aufstehen. Zu feig, dem Pädophilen drüben zu begegnen? Die Tür in die
Ausstellungshalle ist sehr schmal und durch einen geschlossenen Glasflügel zur
Hälfte blockiert. Der liturgiegewandlich voll ausstaffierte geistliche
Würdenträger will als erster gerettet werden. Wo bleibt … was wird zuerst
aufgegeben werden: die säkulare Schule oder die Kirche? Ich bin verwirrt: gibt
es zwei unterschiedliche, separate Schichtungen meiner Erinnerungen? Zwei
unterschiedliche, separate Erinnerungsablagerungsstätten? Ich höre drüben
schlecht. „Siebenbecken“ scheint der junge Mann zu sagen, aber er sagt
sicherlich etwas anderes. Ein plötzlicher Vibrationsstoß läßt mein rechtes Bein
auszucken. Die weibliche Kraft drüben schreibt mir ihre Botschaften, indem sie
mit Wollfäden die Buchstaben auf einen Karton stickt. So, jetzt reicht es mir!
Schluß für heute Morgen.
(17.1.2022)
©Peter Alois Rumpf Jänner 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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