Montag, 17. Januar 2022

2558 Wind ist aufgekommen

 

Wind ist aufgekommen. 9:28. Es tobt und rüttelt durchs Gebälk. Und die Tagis unten höre ich fröhlich hereinkommen. Ich lasse mich wieder so halb hinüberkippen. Zunächst keine Bilder, aber Vibrationen laufen durch mich und lassen meinen Körper zittern. Ich komme nun mit den Wellen der Bilder, die vom Zittern ausgelöst wurden, nicht nach. Als würden Stücke aus einer alten Kruste  ausgebrochen und abgelöst und abgestoßen und fliegen mir jetzt um die Ohren. Eine Decke wird über das ganze geworfen. Mein Spiegelbild, das mir überhaupt nicht ähnlich sieht, schlägt die Hände in gespielter Verzweiflung vors Gesicht. Mein realer Kopf schüttelt und wackelt in den Pölstern. Mein drüberes Ich scheint in Hausarrest zu sein. Oder Stubenarrest, jedenfalls geräumig. Die ersten Personen werden evakuiert. Oder deportiert. Trotz Zitter- und Vibriererei steht mein Selbst drüben auf (ich wußte gar nicht, dass sich der auch wieder hingelegt hatte). Plötzlich merke ich: Ich schreibe mit dem Kugelschreiber auf dem Laptopbildschirm über das Desktop (mein alter ego hat es an den Computer geschafft!). Mein altes Ego … nein, ich bin wieder drüben; mein anderes Ich rettet jemanden vorm Selbstmord. Das glaube ich zumindest hier, dass es nicht zu spät war. Geht drüben ein Kinderschänder herum? Ist das auch ein Ich? Die Sachlage ist mir nicht ganz klar. Mir wird gleich ein wenig übel. Ein tiefer Atemzug befreit mich von dieser unguten Vision. Die Katze schnarcht. Ich denke ans Aufstehen. Zu feig, dem Pädophilen drüben zu begegnen? Die Tür in die Ausstellungshalle ist sehr schmal und durch einen geschlossenen Glasflügel zur Hälfte blockiert. Der liturgiegewandlich voll ausstaffierte geistliche Würdenträger will als erster gerettet werden. Wo bleibt … was wird zuerst aufgegeben werden: die säkulare Schule oder die Kirche? Ich bin verwirrt: gibt es zwei unterschiedliche, separate Schichtungen meiner Erinnerungen? Zwei unterschiedliche, separate Erinnerungsablagerungsstätten? Ich höre drüben schlecht. „Siebenbecken“ scheint der junge Mann zu sagen, aber er sagt sicherlich etwas anderes. Ein plötzlicher Vibrationsstoß läßt mein rechtes Bein auszucken. Die weibliche Kraft drüben schreibt mir ihre Botschaften, indem sie mit Wollfäden die Buchstaben auf einen Karton stickt. So, jetzt reicht es mir! Schluß für heute Morgen.

 

(17.1.2022)

©Peter Alois Rumpf  Jänner 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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