2565 Jausenbrot
Heute war ich wieder in der Therapie – wie ich es seit
Jahren zweimal die Woche wegen Angststörung und mittelschwerer Depression
mache. Dann bin ich zum Gerngroß (obwohl das der Mädchenname meiner Mutter ist,
sind wir nicht verwandt. Im Gegenteil) um für unsere Kaffeemaschine diese
sauteuren Entkalkungstabs zu besorgen. Ich vermute zwar, dass die Entkalkung
mit billigem Essig genauso funktionieren würde, aber da ich nicht vom Fach bin,
kenne ich mich nicht wirklich aus und will die Garantie auf das Gerät nicht
gefährden (obwohl Kaffeefasten auch nicht so schlecht wäre). Auf dem Weg
dorthin der Wintereinbruch mit stürmischem Schneefall. Ich besorge diese
depperten Tabs ohne in der CD-Abteilung herum zu schnurchteln (Konto überzogen)
und ohne mir etwas zu essen zu kaufen (Konto hoffnungslos überzogen und die
kranke Gesundheitskasse hat mir noch immer nicht ihre teilweise
Therapiekostenbeteiligung (eh nicht einmal die Hälfte) für Dezember erstattet
(zeitweise waren sie ein halbes Jahr im Rückstand – aber wir haben ja einen
Geldscheisser, nicht wahr, im Gegensatz zu denen da oben)). Zu Hause wird es
dann genug Nahrung geben. Aber ich bin schon recht hungrig. Bei der U-Bahnstation
Volkstheater stelle ich fest: meine Luftballon-Herz-Pilgerstätte gibt es nicht
mehr. Alles weggeräumt. Allmählich gerate ich in Unterzuckerung mit
Schwächeanfall. Ich habe „Wallungen“ (bei dem Wort muß ich immer lachen), der
Schweiß bricht mir aus, ich fange an zu zittern. In der U-Bahn bei der
Heimfahrt ist mir völlig schummrig; ich halte mich fest. Aussteigen, Lift,
Heimweg – alles unter ungewöhnlicher Anstrengung. Ich schleppe mich die Stufen
zu unserer Wohnung hinauf, trete ein, eile so gut es geht die Treppe zu meinem
Zimmer hoch (! - Germanizismus akzeptiert), lege mein Außengewand ab und ziehe
das Hausgewand an – vor lauter Zittern bringe ich die Hemdknöpfe kaum auf. Dann
stopfe ich mir das Essen rein, ohne es mir aufgewärmt oder sonst ordentlich
zubereitet zu haben. Für das nächste Mal erwäge ich, auf meinen Außentouren in
die Stadt in meinem Albertinatascherl ein Jausenbrot mitzunehmen.
(20.1.2022)
©Peter Alois Rumpf Jänner 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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