Freitag, 21. Januar 2022

2565 Jausenbrot

 

Heute war ich wieder in der Therapie – wie ich es seit Jahren zweimal die Woche wegen Angststörung und mittelschwerer Depression mache. Dann bin ich zum Gerngroß (obwohl das der Mädchenname meiner Mutter ist, sind wir nicht verwandt. Im Gegenteil) um für unsere Kaffeemaschine diese sauteuren Entkalkungstabs zu besorgen. Ich vermute zwar, dass die Entkalkung mit billigem Essig genauso funktionieren würde, aber da ich nicht vom Fach bin, kenne ich mich nicht wirklich aus und will die Garantie auf das Gerät nicht gefährden (obwohl Kaffeefasten auch nicht so schlecht wäre). Auf dem Weg dorthin der Wintereinbruch mit stürmischem Schneefall. Ich besorge diese depperten Tabs ohne in der CD-Abteilung herum zu schnurchteln (Konto überzogen) und ohne mir etwas zu essen zu kaufen (Konto hoffnungslos überzogen und die kranke Gesundheitskasse hat mir noch immer nicht ihre teilweise Therapiekostenbeteiligung (eh nicht einmal die Hälfte) für Dezember erstattet (zeitweise waren sie ein halbes Jahr im Rückstand – aber wir haben ja einen Geldscheisser, nicht wahr, im Gegensatz zu denen da oben)). Zu Hause wird es dann genug Nahrung geben. Aber ich bin schon recht hungrig. Bei der U-Bahnstation Volkstheater stelle ich fest: meine Luftballon-Herz-Pilgerstätte gibt es nicht mehr. Alles weggeräumt. Allmählich gerate ich in Unterzuckerung mit Schwächeanfall. Ich habe „Wallungen“ (bei dem Wort muß ich immer lachen), der Schweiß bricht mir aus, ich fange an zu zittern. In der U-Bahn bei der Heimfahrt ist mir völlig schummrig; ich halte mich fest. Aussteigen, Lift, Heimweg – alles unter ungewöhnlicher Anstrengung. Ich schleppe mich die Stufen zu unserer Wohnung hinauf, trete ein, eile so gut es geht die Treppe zu meinem Zimmer hoch (! - Germanizismus akzeptiert), lege mein Außengewand ab und ziehe das Hausgewand an – vor lauter Zittern bringe ich die Hemdknöpfe kaum auf. Dann stopfe ich mir das Essen rein, ohne es mir aufgewärmt oder sonst ordentlich zubereitet zu haben. Für das nächste Mal erwäge ich, auf meinen Außentouren in die Stadt in meinem Albertinatascherl ein Jausenbrot mitzunehmen.

 

(20.1.2022)

©Peter Alois Rumpf  Jänner 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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