Freitag, 7. Januar 2022

2545 Macht Anarchie Katholisch?

 

Jetzt sitze ich auf einer blauen West-Bank – zum Knotzen nicht geeignet; passt aber zum angewandten Arbeitsethos des MAK – gegenüber dem Klo und lasse beim Schreiben ganze Buchstabengruppen aus. Ich habe mich nicht ins Klo getraut, weil gerade vor mir ein Mann hineingeflitzt ist. Links von mir ist eine rote West-Bank – aufrecht sitzen geht(!) - meine Lesebrille beschlägt sich mit meiner Ausatmungsfeuchtigkeit wegen der Maske.

Nun sitze ich auf einer goldenen West-Bank in der Säulenhalle. Ich habe mich vorhin dann doch aus Not aufs Klo getraut. Gar nicht so leicht, unter dieser mehrschichtigen Winterbekleidung mein kleines, verschrumpeltes Pimperl hervor zu holen und trotz des Gehüstels und Geräusper des Typen in der Kabine nebenan halbwegs entspannt zu brunzen. Dann muß mann in dieser Alarmstimmung sehr darauf aufpassen, dass mann vor Panik nicht zu hektisch, vorschnell und schlampig die letzten Tropfen abschüttelt und noch wahrnimmt, was mann tut. Wurscht! Säulenhalle! West-Bank! Wurscht! Auf in den Plafond.

Maske runter und – aha! - heute sitze ich gerne im Plafond. Liegt es am flirtophilen weiblichen Personal? Who knows! Ich habe meinen Spaß (und die mit mir auch! So a là wie frau alte Teppen behandelt? Oder doch Vergnügen am Dialog? Who knows!). Drei Beutestücke habe ich auch schon erstanden (Hoffmann-Karten). 15:15 – der erste Kaffee des Tages. An der Fensternische gelbt die Sonne (was blöderes ist dir nicht eingefallen?), ein strahlend blauer Himmel – für winterliche Flachland-Verhältnisse ein strahlend blauer Himmel – Komuskra Tengri! Komuskra Tengri, schau herab! Rette, segne und erlöse uns! Meinetwegen mit Deiner Unendlichen Weite, in die ich mich verlieren kann. Horizontal-vertikal: das Koordinatensystem ist so anstrengend für Seelen wie mich und mein Kreuz!

Die Droge Kaffee ergreift langsam und angenehm und immer stärker von mir Besitz: der schönste Augenblick: wo die Erhebung schon stattgefunden hat, aber die Nervosität noch nicht dominiert, sondern erst heranschleicht. Der Blick ganz schräg aus dem Fenster – erhascht nur im Fenster zwischen den zwei Flügeln eine schön designte Wärmedämmungs-Polsterung, ein wenig Hausfassade und die kahlen Bäume. Wer kann im Winter deren graphischem Reiz entgehen? Ich denke mir Geschichten aus, zB dass die lebhafte, ältere, unansehnliche Frau (Pardon!) am anderen Tisch drüben in Fellinis Casanova mitgespielt hat, weil die junge Frau am Tisch – wie ich vermute ihre Tochter – eine dieser changierenden Schönheiten, die auch hässlich sein können, aus dem Fellinifilm ähnlich sieht. Das Gespräch am anderen Nebentisch zwischen zwei alten Damen hindert mich an meiner Konzentration. Das ist keine Beschwerde! Ich lasse mich gerne ab- und wieder zurück lenken. Offenbarung ist immer und überall. Irgendein Betrug einer Frau an einem Mann ist das Thema der Damen. Mehr bekomme ich nicht mit. Kaffee finita, causa locuta.

Eingeschobener Nachtrag: auf dem Weg ins MAK wollte ich mein MAK-Annäherungs-Blues-Punk-Gedicht gleich beim Ankommen aufschreiben, hatte es jedoch glatt vergessen:

MAK! Prack! Tack! Zack! Zack! Zack! Plaque! Track! Wwwwrack! Schmack! Lack! Frack! Nack! Flak! Badáck! Rack! Fuck! Schlack! Sack! Kack! Lack! Luck!

Bis heute erhebe ich am Tisch der Erwachsenen/Iniziierten nicht meine Stimme, außer als Narr.

Schöne afrikanische, weiblich gesungene Musik aus den Salon-Plafond-Lautsprechern.

Seit Jahrhunderten sehe ich zum ersten Mal wieder – durch das Fenster – eine sich drehende Litfaßsäule.

Wie alt bist du eigentlich? Da müßte ich zuerst wissen: wo ich bin und welche chronometrischen Gesetze dort herrschen.

 

(7.1.2022)

©Peter Alois Rumpf  Jänner 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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