2539 Kompakttracing
Die Mondnacht Noldes klart sich auf und ich sehe tiefer in
die Dunkelheit. Monets Kreusental wird heller und bunter. Dass ich nicht mehr
zeichnen kann, macht mich traurig. Weil ich heut in der Albertina modern my
friend Manfredo Schus Sakko und Wannsehdi gesehen habe, habe ich mir seine
faustische Crash-Oper aufgelegt. Der taucherte Ox singt sein „Ööööh! Öööööh!“
und jetzt winselt die Dings so lustig. Der tiefe Ton des Schicksals. Optisch
tut sich nix. Und nun die liebliche Scheiße-Zählung. Am Rande meines
Gesichtsfeldes verwandelt sich Mali Lošinj in graue Staubwedel, während beim
Faust musikalisch geraspelt wird. Die Katze streichle ich von unten nach oben.
Beim Faust quietschts (glaube aber trotzdem nicht, dass der unselige Go! E!
The! in der Folterkammer ist, wo er hingehörte!). Schöne Streicher und diverse
Singstimmen suchen ihre Melodeien. Und nun kommt der fulminant-orschestrale
Aufbau. Die vor Welt- Kosmos- und Lebensangst anmutig zittrige weibliche
Stimme. So geht’s halt heutzutag der Seel. Ein Mann versucht den Beistand,
verheddert und verliert sich auch ein bisserle im Pathogesäusel (passt so!
Passt wie der Faust aufs Aug). Ich möchte so gerne sehen. Jedoch die
Zeiten, da das Wünschen noch geholfen hat, sind vorbei und können nur in großer
Müh und Plag herbeigezerrt werden. Scheiß drauf! Oh du schöner Scheißegesang!
Von dieser lieblichen Stimme gesungen und von verführerischen Sirenen
begleitet. Mechanisch klingende Kassenstürze schreddern immer wieder die
musikalische Geschichte. Das stimmlich gestärkte Pathosorschester hebt wieder
an. So ein schöner Schmerz! Ach, die Nackten von Modigliani! Wäre auch eine
Option, aber die holde weibliche Stimme zählt wieder so lieblich die Scheiße.
Irgendwas läuft aus dem Ruder; die Welt- Kosmos- und Menscheitsgeschichte
holpert und bröselt nur mehr dahin. Tränen, tatsächlich Tränen! (Ist nicht
wahr.) Das Schlagzeug macht das Ganze kompakt. Kompakttracing. Eine keusche, ätherische,
verschwurbelte Geilheit überkommt mich; viel mehr als psychophysisches Gezappel
kommt dabei nicht heraus. Am Vesuvstein sitzt ein Glitzer. Das Schlagzeug
treibt das ganze zum Ausklang. Bitte verlassen Sie den Saal!. Ich gehe über zu
Bach Scarlatti Mozart und lasse die wilde Wanda in die Tasten hauen (die wilde
Wanda mit ihrer Maschin …).
(3.1.2022)
©Peter Alois Rumpf Jänner 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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