2525 Großmutter
Der Traum, der an mir noch herunterrinnt – eine Mischung von
Zug- und Künstlertraum. Und irgendwas war schon wieder dabei, schief zu gehen.
Meine Bücherwand erstrahlt im grauen, nun auch offiziellen Winterlicht. Das,
was sich direkt um meinen physischen Körper abspielt, läßt mein Ich schaukeln.
Mit „Ich“ meine ich hier mein Zentrum der alltagsbewußten Wahrnehmung und
körpernahen Empfindung. Ich will jetzt aufstehen, aber Traumreste und
Verschlafenheit verhindern noch meine beabsichtigte Großtat. Wirklich
ausgeschlafen bin ich nicht.
Meine Großmutter väterlicherseits hatte auch Zöpfe, die sie
immer zu einem Vogelnest vulgo Gretlfrisur gelegt hatte. Einmal, als ich als
Kind alleine für eine Woche bei ihnen zu Besuch war, und sie abends schon im
Nachthemd – Oder morgens? Noch? - ihre Zöpfe aufmachte um ihre Haare zu kämmen,
sah ich sie zum ersten Mal mit langen Haaren und ich starrte sie gebannt an,
denn sie kam mir so mädchenhaft vor. Sie fragte: „was schaust mich so an?“ Aber
ich wußte keine Antwort. Erwachsene Frauen mit offenen langen Haaren gab es in
meiner Kindheit nicht.
Mali Lošinj kippt. Rettenschoess rutscht. Donnersbachwald
explodiert. Veli Lošinj verglüht.
(21.12.2021)
©Peter Alois Rumpf Dezember 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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