Freitag, 17. Dezember 2021

2521 Dreiradler

 

Noch im Bett strecke ich meine Glieder; ich bleibe bis die Tageskinder vom Mittagsschlaf aufgestanden sind und ich mir einen Kaffee runterdrücken kann. D'Afriaca und Woldrin – so heißen die Inseln in meinem Traum, in den ich abgeglitten bin. Der Nachklang lauter Geräusche in meinem Ohr suggeriert mir, dass während meines Kurzschlafes heroben irgendwas Gröberes passiert ist. Aber ich bemerke nichts. Der Inuit im Anorak und der Berggeist hatten vorher schon Rettenschoess verlassen. Mir kommt vor, ich werde von der Realität reingelegt. Ein Tageskind ist schon wach, aber die anderen schlafen noch. Das höre ich heroben. Mein Hilfsgeist die Katze ist die ganze Zeit bei mir und will gestreichelt werden. Ich wechsle ab: einen Satz schreiben – einen Satz Streichlerei. Zum ersten Mal fällt mir auf, dass es die energieaufwirbelnde rechte Schulter ist, die meine frankophone Schweizerin vorgestreckt hält. Wohl auf Ansage des Malers. Manchmal sind es zwei Sätze, die ich schreibe, bevor ich die Katze wieder streichle. Ich bin ja nur froh, dass sie mir nicht auf den Bauch klettert und sich auf mein Notizbuch legt.

Über den Begriff „Absicht“ als Übersetzung von „Intention“ in meinen „Heiligen Schriften“ („Ironie ist ein Idealismus, der sich nicht traut“ Romano Guardini) bin ich nicht so ganz glücklich, weil im Deutschen „Absicht“ oft als Begriff für das verwendet wird, was mit „Intention“ nicht gemeint ist, in der Übersetzung „Vorsatz“: „man merkt die Absicht und ist verstimmt“, vom unsäglichen Gth. Es bei „Intention“ zu belassen, würde mir als Ex-Katholen vorne beim Altardienst besser passen, weil es da den Begriff „Messintention“ gibt. Damit ist - jetzt steigt mir die Katze über den Bauch – damit ist die Absicht, ein bestimmtes Anliegen via Heiliger Messe im Transzendenzbereich zu bearbeiten; zB für einen Verstobenen oder für die Heilung von einer Krankheit ö.ä., gemeint. Aber das Wort „Intention“ funktioniert im Deutschen nicht: es wirkt aufgesetzt, im Gegensatz zu den romanischen Sprachen und – vermutlich dank der normannischen Eroberung der Grande Bretagne – im Englischen. Bei uns bleibt die aufoktroyierte christlich-römisch-antike Kultur Fremdkörper, weswegen wir „Intention“ nicht als unser Wort empfinden können.

Die Katze legt sich auf meinen Schreibtisch, die Tageskinder unten fahren schon laut singend mit ihren Dreiradlern herum: ich kann mir jetzt meinen Kaffee machen.

 

(17.12.2021)

 

©Peter Alois Rumpf  Dezember 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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