2521 Dreiradler
Noch im Bett strecke ich meine Glieder; ich bleibe bis die
Tageskinder vom Mittagsschlaf aufgestanden sind und ich mir einen Kaffee
runterdrücken kann. D'Afriaca und Woldrin – so heißen die Inseln in meinem
Traum, in den ich abgeglitten bin. Der Nachklang lauter Geräusche in meinem Ohr
suggeriert mir, dass während meines Kurzschlafes heroben irgendwas Gröberes
passiert ist. Aber ich bemerke nichts. Der Inuit im Anorak und der Berggeist
hatten vorher schon Rettenschoess verlassen. Mir kommt vor, ich werde von der
Realität reingelegt. Ein Tageskind ist schon wach, aber die anderen schlafen
noch. Das höre ich heroben. Mein Hilfsgeist die Katze ist die ganze Zeit bei
mir und will gestreichelt werden. Ich wechsle ab: einen Satz schreiben – einen
Satz Streichlerei. Zum ersten Mal fällt mir auf, dass es die
energieaufwirbelnde rechte Schulter ist, die meine frankophone Schweizerin
vorgestreckt hält. Wohl auf Ansage des Malers. Manchmal sind es zwei Sätze, die
ich schreibe, bevor ich die Katze wieder streichle. Ich bin ja nur froh, dass
sie mir nicht auf den Bauch klettert und sich auf mein Notizbuch legt.
Über den Begriff „Absicht“ als Übersetzung von „Intention“
in meinen „Heiligen Schriften“ („Ironie ist ein Idealismus, der sich nicht
traut“ Romano Guardini) bin ich nicht so ganz glücklich, weil im Deutschen
„Absicht“ oft als Begriff für das verwendet wird, was mit „Intention“ nicht
gemeint ist, in der Übersetzung „Vorsatz“: „man merkt die Absicht und ist
verstimmt“, vom unsäglichen Gth. Es bei „Intention“ zu belassen, würde mir als
Ex-Katholen vorne beim Altardienst besser passen, weil es da den Begriff
„Messintention“ gibt. Damit ist - jetzt
steigt mir die Katze über den Bauch – damit ist die Absicht, ein bestimmtes
Anliegen via Heiliger Messe im Transzendenzbereich zu bearbeiten; zB für einen
Verstobenen oder für die Heilung von einer Krankheit ö.ä., gemeint. Aber das
Wort „Intention“ funktioniert im Deutschen nicht: es wirkt aufgesetzt, im
Gegensatz zu den romanischen Sprachen und – vermutlich dank der normannischen
Eroberung der Grande Bretagne – im Englischen. Bei uns bleibt die
aufoktroyierte christlich-römisch-antike Kultur Fremdkörper, weswegen wir
„Intention“ nicht als unser Wort empfinden können.
Die Katze legt sich auf meinen Schreibtisch, die Tageskinder
unten fahren schon laut singend mit ihren Dreiradlern herum: ich kann mir jetzt meinen Kaffee machen.
(17.12.2021)
©Peter Alois Rumpf Dezember 2021 peteraloisrumpf@gmail.com
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