Freitag, 1. Oktober 2021

2452 Erwischt

 

Jetzt hat sie mich wieder einmal erwischt, die Schwermut, mit all ihrem Drum und Dran: mit Trauer, nach innen heulenden Augen, Druck und Schmerzen am Herzen, Verzweiflung, Selbstmordphantasien, dem Gefühl der völligen eigenen Wertlosigkeit. Lange Zeit habe ich das Zeug im Hintergrund halten können (es ist unmöglich, etwas, das in der Seele ist, loszuwerden, man kann es nur entzaubern und entschlüsseln und in eine andere Abteilung versetzen; Teil der Seele wird es immer bleiben. Was internalisiert wurde, bleibt drinnen).

Nun gut. Was man nicht verhindern kann, soll man wenigstens genießen. Also: Komm nur her, Verzweiflung! Was hast du mir zu sagen? Du redest nicht? Okay! Dann machen wir uns einen schönen Abend. Ich lege mich ins Bett und wir kuscheln. Ich lasse mich hemmungslos in Selbstmitleid gehen, denke mir dazu passende Phantasien aus. Schau, ich verzichte auch auf meine tägliches „Abendgebet“, weil ich so arm bin. Ich drehe mich auf die Seite und will nicht mehr kämpfen, will mich nicht mehr anstrengen.

 

(30.9./1.10.2021)

 

 ©Peter Alois Rumpf   September/Oktober 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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