2263 Himmelsjagd
Die Wolken rasen am nächtlichen Himmel mit
Wahnsinnsgeschwindigkeit dahin; ich bin mir nicht sicher, ob vom Süden nach
Norden, oder doch von Ost nach West oder irgendwas dazwischen. Es gelingt mir
nicht, mich richtig zu orientieren, obwohl ich weiß, wo der Polarstern sein
müßte, aber auch nicht die Windrichtung eindeutig zu erkennen. Nach langem hin-
und her entscheide ich: Süd nach Nord.
Ein wenig reißt mich diese Himmelsjagd aus meiner
mittelschweren Depression. Ich hatte geglaubt, das habe ich hinter mir,
aber nein, so ist es nicht. Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit wird manchmal
so übermächtig, dass ich dem nichts entgegen zu setzen habe. Und außerdem fehlt
mir Geld, um mich mit Konsum ablenken und verwöhnen zu können. Ein neues Buch,
eine neue CD, einen neuen Ring für den kleinen Finger (sofort bekomme ich
Schuldgefühle meinem jetzigen Ring für den kleinen Finger gegenüber, der mir so
treue Dienste tut) – oder was weiß ich – ich freute mich darüber. Ja! Ich
freute mich wirklich und eine zeitlang hielte sie auch an. Oder eine kleine
Reise - sagen wir – nach
Ljubljana/Laibach, drei Tage im Hotel, in der Altstadt spazieren, in Cafés
herumsitzen, schauen, schreiben, träumen … Soll halt nicht sein.
Wenn man wenig Geld hat, macht Geld schon glücklicher – im
Gegensatz zu dem, was immer so leichtfertig behauptet wird. Könnt schon sein,
dass die Dosis dann immer wieder erhöht werden muß, aber eigentlich glaube ich
das nicht.
(24./25.5.2021)
©Peter Alois Rumpf Mai 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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