Donnerstag, 27. Mai 2021

2255 Nasenstierler

 

Ich stierle mit diesem Wattedings in meinen Nasenlöchern – fünf Mal hin- und herdrehen im linken, fünf Mal hin- und herdrehen im rechten – über den Kopfhörer lausche ich Captain Beefheart an His Magic Band live in Vancouver am 17.1.1981. Wohnort meines damals schon längst an Krebs verstorbenen schwulen Onkels; ich selber stehe zum Zeitpunkt des Konzerts wie immer im Chaos und ohne es noch zu wissen vor der Teilnahme an der Trigon-81-Geschichte „Eine Glühende Kugel“ von Hannes Priesch, mit weitreichenden Folgen, vielleicht hatte mir der Andy Chicken schon das Tarot gelegt oder es wird bald geschehen, REM gibt es noch nicht, aber einige der Wurzeln wachsen gerade. Dann nehme ich das Stäbchen am wattefreien Ende in den Mund, reiße den Verschluß vom kleinen Testflüssigkeitsbehälter ab und gieße das Zeug in das dafür vorgesehene Röhrchen und stecke dann das wattierte und mit meinen Nasenkeimen verseuchte Staberlende hinein und drehe wieder, lasse es abgestoppte dreißig Sekunden drinnen, nehme den Wattestierler wieder heraus, schiebe ihn in sein urspüngliches Behältnis, verschließe das Röhrchen mit dem dazu gehörigen Tropfer und gebe drei sorgsam abgezählte Tropfen in den bereit gelegten Testdings (ich habe schon Schwierigkeiten mit Wörtern und Begriffen, meine Vergesslichkeit und Wortsucherei nimmt in letzter Zeit rapide zu) und jetzt warte ich, immer noch mit Captain Beefheart and His Magic Band, bis die zehn bis zwanzig Minuten um sein werden. Ein positives negatives Testergebnis zeichnet sich schon ab.

Jetzt ist die Stoppuhr auf sieben Minuten und blblbla Sekunden (ich komm nicht nach). Ich lehne mich in meinem bequemen Schreibtischstuhl zurück und höre die Live-Versionen der mir bestens vertrauten Musikstücke. Ab und zu nehme einen Schluck kalten Kaffees zu mir.

Wann ist zwischen zehn und zwanzig Minuten? Oder genauer: wann ist der richtige Zeitpunkt zwischen zehn und zwanzig Minuten zum Aufhören?

Siebzehn Minuten: in einem mutigen Entschlussakt stelle ich die Stoppuhr ab und merke mir: Testergebnis negativ.

Was für eine großartige Musik!

 

(19./2.5.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Mai 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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