Donnerstag, 27. Mai 2021

2245 „Ertrunkene Sterne“

 

 

Die Mutter sagt: „Mein Aaaaååååårzt ist SOOOoohn!“ Und ich sage: „Ich will mit meinen Empfindungen regieren!“ und spiele mit dem Ehering. Der starke Wind draußen spielt mit den drei Bäumen unten auf dem kleinen Platz; in der Nacht unter dem Straßenlaternenlicht bewegen sie sich, die vielen Blätterbüschel an den Ästen wie psychodelische Kugeln, die vorgreifen und sich zurückziehen, die sich größer und wieder kleiner beamen. Die Musik, die ich liebe, nervt mich jetzt, aber ich suche die CDs durch, weil ich eine bestimmte Stelle (heretic) in einem bestimmten Song suche, von dem ich nicht mehr weiß, wie sein Titel ist und auf welcher CD. Ohne Laptop bin ich auf diese analoge Suche angewiesen. Ich bin wie in Trance und weggetreten, mir war heute in der U-Bahn schon richtig schlecht, so daß ich meine Erledigungen nur mit äußerstem Zusammenreißen und unglaublicher Selbstdisziplin zu Ende bringen konnte. Auch jetzt ist mir übel vor Schwäche und Erschöpfung. Essen hatte mich zwar gestärkt und wieder etwas in Gleichgewicht gebracht. Dennoch bin ich mir heute fremder denn je. Meine geliebte Musik spielt draußen vorbei. Die vertrauten Songs holen nur eine schwache, verblaßte Erinnerung an etwas Vergessenes hervor („… kommt doch nur mein Schatten hervor, in Begleitung ertrunkener Sterne“ Christine Lavant)

Der Wind reißt beängstigend an den Bäumen herum. Wütend geht er über, zwischen und in sie, als passte  ihm etwas nicht; enttäuscht und frustriert, weil er nicht und nicht zum Eigentlichen durchbricht („… kommt doch nur mein Schatten hervor, in Begleitung ertrunkener Sterne“ Christine Lavant).

 

(17.5.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Mai 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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