2245 „Ertrunkene Sterne“
Die Mutter sagt: „Mein Aaaaååååårzt ist SOOOoohn!“ Und ich
sage: „Ich will mit meinen Empfindungen regieren!“ und spiele mit dem Ehering.
Der starke Wind draußen spielt mit den drei Bäumen unten auf dem kleinen Platz;
in der Nacht unter dem Straßenlaternenlicht bewegen sie sich, die vielen
Blätterbüschel an den Ästen wie psychodelische Kugeln, die vorgreifen und sich
zurückziehen, die sich größer und wieder kleiner beamen. Die Musik, die ich
liebe, nervt mich jetzt, aber ich suche die CDs durch, weil ich eine bestimmte
Stelle (heretic) in einem bestimmten Song suche, von dem ich nicht mehr weiß,
wie sein Titel ist und auf welcher CD. Ohne Laptop bin ich auf diese analoge
Suche angewiesen. Ich bin wie in Trance und weggetreten, mir war heute in der
U-Bahn schon richtig schlecht, so daß ich meine Erledigungen nur mit äußerstem
Zusammenreißen und unglaublicher Selbstdisziplin zu Ende bringen konnte. Auch
jetzt ist mir übel vor Schwäche und Erschöpfung. Essen hatte mich zwar gestärkt
und wieder etwas in Gleichgewicht gebracht. Dennoch bin ich mir heute fremder
denn je. Meine geliebte Musik spielt draußen vorbei. Die vertrauten Songs holen
nur eine schwache, verblaßte Erinnerung an etwas Vergessenes hervor („… kommt
doch nur mein Schatten hervor, in Begleitung ertrunkener Sterne“ Christine
Lavant)
Der Wind reißt beängstigend an den Bäumen herum. Wütend geht
er über, zwischen und in sie, als passte
ihm etwas nicht; enttäuscht und frustriert, weil er nicht und nicht zum
Eigentlichen durchbricht („… kommt doch nur mein Schatten hervor, in Begleitung
ertrunkener Sterne“ Christine Lavant).
(17.5.2021)
©Peter Alois Rumpf Mai 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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