Donnerstag, 27. Mai 2021

2258 Der Coup

 

Ich sitze am Schreibtisch zu ungewöhnlich früher Stunde (9:30) und schreibe. Das Ganze ist ein Trick, denn ich weiß, dass die soeben angekommenen Tageskinder einen Stock höher laufen und über den Gang zu meinem Fenster hereinschauen werden, weil da manchmal die Katze auf der Fensterbank schläft. Dass es mein Zimmer ist, wissen sie nicht – vermute ich. Die Katze liegt nicht dort, aber ich schaue hinaus und sie sind erstaunt, vielleicht auch ein wenig verlegen. Ich lächle sie an und schnappe die widerwillige Katze und halte sie hoch, damit sie sie sehen können. Dann gehe ich wieder zu Bett.

Eigentlich sind mir solche Aktionen von der Tagesmutter streng verboten, denn erstens soll ich mich nicht in ihre Arbeit einmischen, und zweitens schon gar nicht mit Tricksereien die Aufmerksamkeit der Kinder auf mich ziehen, schon überhaupt gar nicht, wenn ich dabei mein Erwachsenenwissen einsetze, um sie zu beeindrucken. Ich versteh das, aber heute konnte ich nicht widerstehen, weil ich schon aufgestanden war und mich nur auf meinem zweitliebsten Platz (nach dem Bett) in dieser Wohnung hinsetzen mußte und warten. Wenig Aufwand also.

Nun bin ich wieder ins Bett zurück, denn nach dem kurzen Intermezzo will ich die Kinder ja nicht noch mehr verwirren und anstacheln. Aber freuen tu ich mich über meinen Coup und die Kommunikation mit den Kindern durch die zwei Fenster schon! (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom würden meine Töchter, die das aus ihrem Aufwachsen leider zur Genüge kennen, sagen.)

Draußen ist ein gelber, sonniger Tag und ich lasse auch das indirekte, ins Weiße mutierte Sonnenlicht zum Fenster herein. Die Katze, die ich gegen ihren Willen gepackt und den Kindern durchs geschlossene Fenster präsentiert habe (Ich, der Herr über die Katzen!), scheint nicht gekränkt zu sein. Sie springt nämlich aufs Bett und klettert mir auf die Brust und stubst so lange meinen Pilot-Kugelschreiber, bis ich das Schreibzeug weglege und mich konzentriert und nicht bloß nebenbei ihrer Streichelmassage widme.

 

(21.5.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Mai 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

 

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