2256 Universumsaussichtsplatz
Sechs Uhr früh. Ein paar Minuten laß ich meinen Blick vom
Bett aus über mein Zimmer schweifen, bis es dann endlich einen Ruck macht und
mein ganzes Bücherregal gegenüber in Superrealität gerät: ein von Intensität
und Energie fast berstender Cluster von Abermillionen Wirklichkeiten und
Universen – Hardware UND Software.
Doch jetzt setzt sich wieder die Schmalspurrealität in Form
von Gestank nach Katzenscheiße durch und ich muß meinen
Universumsaussichtsplatz verlassen und nach der irdischen Ordnung schauen.
Soweit so gut. Immerhin ist alles innerhalb der richtigen
kisterlförmigen Kategorie.
Zurück in der Aussichtswarte für äußere, innere und fremde
Wirklichkeiten – kurz gesagt: im Bett – kommt die Katze zu mir herauf. Ich
schaffe es, mich so weit durchzusetzen, dass ich schreiben kann. Madame scheint
ein wenig beleidigt zu sein, dass sie mir nicht an meinem Busen liegen darf?
Ich versteh schon die Idee der zölibatären Ehe- und Verwandtschaftslosigkeit
als brauchbares Basislager für den Aufstieg auf dem Pfad (sendero luninoso) der
Heiligung!
Zurück zum magischen Bücherregal. Ah! Madame la Chatte ist
wieder versöhnt und klettert mit auf die Brust. Als ich trotzdem in yogischen
Verrenkungen – ich muß ja irgendwie auf das Blatt schauen können –
weiterschreibe, verläßt sie mein Zimmer. Wieder gekränkt? Ich weiß nicht. Ich
glaube nicht. Vielleicht hat ihr Katzengeist ein Einsehen.
Zurück zum Bücherregal: eine gewisse massive physische
Präsenz zeigt es noch. Jaaaa, ich kann das Regal noch augentechnisch näher an
meine Sensoren heranrücken – als würde ich im Kino erste Reihe sitzen. Jaaaa …
Nein. Die Wahrnehmungsunschuld vom nach dem ersten Aufwachen ist dahin.
(20.5.2021)
©Peter Alois Rumpf Mai 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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