Donnerstag, 27. Mai 2021

2256 Universumsaussichtsplatz

 

Sechs Uhr früh. Ein paar Minuten laß ich meinen Blick vom Bett aus über mein Zimmer schweifen, bis es dann endlich einen Ruck macht und mein ganzes Bücherregal gegenüber in Superrealität gerät: ein von Intensität und Energie fast berstender Cluster von Abermillionen Wirklichkeiten und Universen – Hardware UND Software.

Doch jetzt setzt sich wieder die Schmalspurrealität in Form von Gestank nach Katzenscheiße durch und ich muß meinen Universumsaussichtsplatz verlassen und nach der irdischen Ordnung schauen.

Soweit so gut. Immerhin ist alles innerhalb der richtigen kisterlförmigen Kategorie.

Zurück in der Aussichtswarte für äußere, innere und fremde Wirklichkeiten – kurz gesagt: im Bett – kommt die Katze zu mir herauf. Ich schaffe es, mich so weit durchzusetzen, dass ich schreiben kann. Madame scheint ein wenig beleidigt zu sein, dass sie mir nicht an meinem Busen liegen darf? Ich versteh schon die Idee der zölibatären Ehe- und Verwandtschaftslosigkeit als brauchbares Basislager für den Aufstieg auf dem Pfad (sendero luninoso) der Heiligung!

Zurück zum magischen Bücherregal. Ah! Madame la Chatte ist wieder versöhnt und klettert mit auf die Brust. Als ich trotzdem in yogischen Verrenkungen – ich muß ja irgendwie auf das Blatt schauen können – weiterschreibe, verläßt sie mein Zimmer. Wieder gekränkt? Ich weiß nicht. Ich glaube nicht. Vielleicht hat ihr Katzengeist ein Einsehen.

Zurück zum Bücherregal: eine gewisse massive physische Präsenz zeigt es noch. Jaaaa, ich kann das Regal noch augentechnisch näher an meine Sensoren heranrücken – als würde ich im Kino erste Reihe sitzen. Jaaaa … Nein. Die Wahrnehmungsunschuld vom nach dem ersten Aufwachen ist dahin.

 

(20.5.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Mai 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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