Mittwoch, 7. Oktober 2020

2022 Meĩ albertiniše Čenereišn

 

Terry Winter's „Licht“. Ansonsten ist mir alles zu ornamental, zu gaghaft, zu beliebig (ahem – ich richte mir verlegen den nicht vorhandenen Krawattenknopf) – schon auch eindrucksvoll, aber momentan zündet es nicht.

Alles, alles neu hier – in diesem Teil kein vertrautes Werk mehr, keines, vor dem ich verweilen will. Bei den Kathedralen 1- 9 von Cherrie Levine bin ich schon auch stehen geblieben.

Die erotischen und nackten Szenen von Eric Fischl habe ich mir auch länger angeschaut, aber eher weil mir Erotik und Nacktheit gefallen, mehr als die Malerei.

Roni Horns Hamilton Blue schaue ich länger an. Fischl's sich duckend. Ein wenig setze ich mich zu Fischl's Jungen Revolutionären.

Erschöpft raste ich bei den blöden Sphinxen und bin froh, dass sie da sind. Aus den Spiegeln schaut mich ein ganz anderer Mann an: ein feiner, grauer, grauer Herr. Ich habe meine verpopte Generation verlassen und gehe zu den vertrauteren Sälen.

Édouard Vuillard fasziniert mich immer wieder: Akt im gestreiften Salon: das ist ein Bild! Dicht, malerisch, stark, selbstbewußt, sicher, und was ich so gern habe: von weitem Gestalt und Raum; aus der Nähe gekonnte Farbflecken und Striche. Und Damespiel. Und Rosen und Tuch.

Und auch die Zeichnungen von Pierre Bonhard, oder sein kariertes Tischtuch, das haltbar bleibt, während sich das Geschirr darauf sich schon auflöst und schon in die Himmelfahrt schwebt („Thing's Liberation“).

Trotz allem: beim Hodler mag ich den Kirschbaum und das Jungfrauenmassiv von Mürren aus.

Und immer wieder Vuillards blaues Zimmer! Da verweile ich stehend.

Und ich freue mich auch über Manguins Weiberarsch (Rückenakt unter Bäumen).

Ahh! Marianne von Werefkin ist auch noch da! (Nachtschwärmer und Sturmnacht) Da setze ich mich hin.

Den nächsten Saal habe ich trotz Munchs Winterlandschaft flott durchschritten, weil es mich zu den zwei Kokoschka-Städten zieht. Hier ruhe ich mich aus. Auch hier können die Formen ihre innere Energie kaum noch halten, besonders in London, wo das Licht schon explodiert. In Dresden wird deutlich, dass die Abstraktion die Vor-Vorstufe zur Himmelfahrt ist.

Nachdem ich ausgeruht habe, bleibe ich sitzen und schaue die Menschen an (Eingeweihte wissen, was das vor allem heißt). In meinen Ohren singt Ximena Sariňana ihr Andachtslied. Gutes Timing!

Beim blöden Kardinal mach ich ein paar Selfies, weil ich dort vorm Spiegel raste (als Papst Petrus II würde ich den aus der Kirche ausschließen).

En passant nehme ich freudig die Klees auf.

Oh! Auch Marie-Louise Motesiczky ist wieder da! Mit ihrem feinen Arbeiter und dem sommerlichen Kröpfelsteig, wo die Bäume noch lebendigere Gestalten sind und die Telegraphenmasten und Drähte reden und etwas zu sagen haben. Da setze ich mich wieder.

Meine blauen Lieblings-Chagall grüße ich im Vorbeigehen.

Giacomettis 4 Frauen auf Sockel und ihre Schatten haben es mir angetan – wie immer. Und seine Landschaft.

Annähernd 5 Stunden habe ich mich in der Albertina herumgetrieben.

 

 

 

 

(7.10.2020)

 

 

 

 

©Peter Alois Rumpf   Oktober 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite