Samstag, 5. September 2020

1967 Schmarotzer

 

Ganz vorsichtig ziehe ich das Rouleau hoch, damit die Kette nicht aus dem Zahnrad springt und oben an den Mauern des Lichtschachts stelle ich fest, dass irgendwo die Sonne scheint.

Die Rückgabe meines vermeintlichen textilen Reichtums, zu dem ich mich verpflichtet fühle, liegt mir im Magen. Und: ob ich trotz einer kleinen Unklarheit heute meine bescheidene Pension aufs Konto bekomme. Vorallem dieses bildet, sobald sich mein Verstand nach dem Aufstehen halbwegs gesammelt hat und sich erinnert und sich halbwegs auskennt, einen zerfressenden und zersetzenden Druck im Magen, mit Angst unterlegt, sodaß mir schlecht wird und der morgendliche Frieden schlagartig vorbei ist. Angst und eine schwere seelische Lähmung pressen mich nieder.

 

Meine Pension habe ich bekommen. Aber etwas anderes hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen, diesen fragilen, schwankenden Boden, auf dem meine Existenz steht und fällt, kaum mehr als eine Luftmatratze im Meer – so kommt es mir vor – ich weiß, wie fragwürdig dieser Vergleich heutzutage bei tausenden Ertrinkenden im Mittelmeer ist – vielleicht schon angestochen, weil ich mein Dasein – im wörtlichsten Sinn mein Da-Sein - in Frage gestellt finde.

 

Für diese Frage muß ich eine Lösung finden: wie kann ich noch finanziell auf eigene Füßen zu stehen kommen? Wie komme ich aus der Schmarotzerrolle heraus? Ich weiß keine Lösung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(2.9.2020)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©Peter Alois Rumpf   September 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

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