1967 Schmarotzer
Ganz vorsichtig ziehe ich das Rouleau hoch, damit die Kette
nicht aus dem Zahnrad springt und oben an den Mauern des Lichtschachts stelle
ich fest, dass irgendwo die Sonne scheint.
Die Rückgabe meines vermeintlichen textilen Reichtums, zu
dem ich mich verpflichtet fühle, liegt mir im Magen. Und: ob ich trotz einer
kleinen Unklarheit heute meine bescheidene Pension aufs Konto bekomme. Vorallem
dieses bildet, sobald sich mein Verstand nach dem Aufstehen halbwegs gesammelt
hat und sich erinnert und sich halbwegs auskennt, einen zerfressenden und
zersetzenden Druck im Magen, mit Angst unterlegt, sodaß mir schlecht wird und
der morgendliche Frieden schlagartig vorbei ist. Angst und eine schwere
seelische Lähmung pressen mich nieder.
Meine Pension habe ich bekommen. Aber etwas anderes hat mir
den Boden unter den Füßen weggezogen, diesen fragilen, schwankenden Boden, auf
dem meine Existenz steht und fällt, kaum mehr als eine Luftmatratze im Meer –
so kommt es mir vor – ich weiß, wie fragwürdig dieser Vergleich heutzutage bei
tausenden Ertrinkenden im Mittelmeer ist – vielleicht schon angestochen, weil
ich mein Dasein – im wörtlichsten Sinn mein Da-Sein - in Frage gestellt finde.
Für diese Frage muß ich eine Lösung finden: wie kann ich
noch finanziell auf eigene Füßen zu stehen kommen? Wie komme ich aus der
Schmarotzerrolle heraus? Ich weiß keine Lösung.
(2.9.2020)
©Peter
Alois Rumpf September 2020 peteraloisrumpf@gmail.com
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