1960 Arbeitslärm
Mein kleines Ich samt seinem großen Ego hockt ein wenig
verschreckt mitten im supertüchtigen Arbeitslärm. Es wird gebohrt, geschliffen,
gehämmert und noch etwas, das ich nicht identifizieren kann – so stark, daß die
Wände meiner Kammer vibrieren und dröhnen. Das unbekannte Lärmobjekt arbeitet
anscheinend im Nachbarhaus.
Jetzt kommt fröhlicher, lebendiger Lärm, der das Herz nicht
erschreckt und einschüchtert, sondern erfreut und aufleben läßt: das Singen und
Rufen der Tageskinder im Stiegenhaus.
Ich atme erleichtert durch und sinniere noch ein wenig über
die Stärke des Bedrohungsgefühls vorher nach. Aber dann zieht mein Ich und samt
seinem Ego es vor, wieder in den Schlaf zu versinken. Doch neuer Arbeitslärm
und etwas, das ich nicht identifizieren kann, halten mich davon ab, wirklich
einzuschlafen. Dafür beginnen meine Ohren zu arbeiten: es entsteht Druck in
beiden Ohren, der wie Stöpsel den akustischen Input dämpft, aber mein
hauseigenes Surren verstärkt.
Dann tut sich nichts. Die Tageskinder spielen. Soll ich
aufstehen? Soll ich liegen bleiben? Wenn ich runter gehe um zu frühstücken,
werde ich jetzt die Tagis und ihre Betreuerin stören. Besser später! Also
bleibe ich im Bett. Ein Telefonanruf unten reißt und irritiert mich, geht mich
sicher nichts an.
Aber jetzt ist es so weit: mein Bewußtsein triftet weg und
kommt wieder zurück. Bald wird es schlafen. Die hellen Kinderstimmen von unten,
der Traummagnet innen. Tschüss, liebe Leserinnen! Euer Schubladner.
(26.8.2020)
©Peter Alois Rumpf August 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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