1955 Muha, die Fliege
Eine Fliege kreist mit ihrem nervenden Gesumme um 1:30 im
Zimmer und um meinen einschlafbereiten Kopf, mit allem drum und dran: näher,
weiter weg, lauter, leiser, Dopplereffekt, Pausen, in denen nur meine Ohren
surren, und neuerliche Flugphasen und alles wieder von vorne. Ich sehe sie
nicht, denn das Licht habe ich schon abgedreht, und ich unternehme auch nichts.
Nun spielt an der Innenseite meines Gesichtes ein Lächeln,
weil mir ein Kurzfilm, ein Cartoon einfällt, den ich als Jugendlicher, noch bei
meinen Eltern wohnend, gesehen habe und der wohl eine meiner ersten Begegnungen
mir „surrealistischer“ (sozusagen) Zeichentrickfilmkunst war: MUHA (Yugoslavia
1967; von Vladimir Jutriša
und Aleksander Marks; Kategorie: Kurzfilm, Horror):
Ein Mann sitzt im Zimmer und eine Fliege surrt herum, im
Zimmer, um seinen Kopf; mit allem drum und dran: näher, weiter weg, lauter,
leiser, Dopplereffekt, Pausen, neuerliche Flüge – ich weiß nicht mehr, ob der
Mann etwas unternommen hat, um sie zu verjagen. Die Fliege in „Großaufnahme“,
der Mann ganz klein, zuerst nur Perspektive, dann „in echt“, dann habe ich
wieder alles vergessen, nur der Schluß: Fliege und Mann sind jetzt gleich groß
und das Schlußbild: Mann und Fliege stehen nebeneinander als Paar und er hat
seinen Arm um ihre Schulter gelegt. Wie auf einem Hochzeitsfoto.
(23./24.8.2020)
©Peter Alois Rumpf August 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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