Dienstag, 25. August 2020

1958 Jenseits des Lichtschachts

 

Gerade als im Aufwachen nach eine langen Phase seichten Schlafens und Träumens meine Wahrnehmung einen Intensitätsschub erhält und mir mein Zimmer und seine Gegenstände in unglaublicher Klarheit näher rückt, bricht draußen jenseits des Lichtschachts die Sonne durch und erfüllt diese Klarheit mit ihrem hier auf Erden gelben Licht. Still weide ich meine Augen an diesem kleinen, atemberaubenden Wunder.

Dann atme ich wieder ganz tief ein. Jeder Gegenstand zeigt sich in sanfter, deutlicher Eindringlichkeit. Ich weiß nicht, wer der Eindringende ist: ich in den Gegenstand oder der Gegenstand in mich – aber es geschieht in Freiwilligkeit. Von beiden Seiten. Die Welt hat sich geöffnet. Und ich mich für die Welt.

Diese Klarheit, Intensität und Fülle an Wirklichkeit hat etwas irreales; aber nur, weil mein Bewußtsein sie nicht gewohnt ist. Ich genieße diesen nüchternen Rausch. Und wie gesagt: ich weide meine Augen.

Die Intensität und Dichte, und daß ich meine Barrieren, Vorbehalte und Vorurteile der Welt gegenüber aufgegeben habe, bewirkt auch Schönheit. Selbst die Löcher in der Wand, die Kabel und der schiefe Turm der schlampig gestapelten CDs sind schön; einfach in ihrem Dasein schön. Es gibt nichts an ihnen zu korrigieren oder zu stänkern. Nicht einmal an mir selbst. Und ich sehe beinahe das Licht wie eine Lichtwolke beim Fenster hereinkommen und sich im Zimmer verteilen (Korpuskel oder Wellen kann ich jetzt nicht entscheiden; ist mir auch wurscht).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(25.8.2020)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©Peter Alois Rumpf   August 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

 

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