1958 Jenseits des Lichtschachts
Gerade als im Aufwachen nach eine langen Phase seichten
Schlafens und Träumens meine Wahrnehmung einen Intensitätsschub erhält und mir
mein Zimmer und seine Gegenstände in unglaublicher Klarheit näher rückt, bricht
draußen jenseits des Lichtschachts die Sonne durch und erfüllt diese Klarheit
mit ihrem hier auf Erden gelben Licht. Still weide ich meine Augen an diesem
kleinen, atemberaubenden Wunder.
Dann atme ich wieder ganz tief ein. Jeder Gegenstand zeigt
sich in sanfter, deutlicher Eindringlichkeit. Ich weiß nicht, wer der
Eindringende ist: ich in den Gegenstand oder der Gegenstand in mich – aber es
geschieht in Freiwilligkeit. Von beiden Seiten. Die Welt hat sich geöffnet. Und
ich mich für die Welt.
Diese Klarheit, Intensität und Fülle an Wirklichkeit hat
etwas irreales; aber nur, weil mein Bewußtsein sie nicht gewohnt ist. Ich
genieße diesen nüchternen Rausch. Und wie gesagt: ich weide meine Augen.
Die Intensität und Dichte, und daß ich meine Barrieren,
Vorbehalte und Vorurteile der Welt gegenüber aufgegeben habe, bewirkt auch
Schönheit. Selbst die Löcher in der Wand, die Kabel und der schiefe Turm der
schlampig gestapelten CDs sind schön; einfach in ihrem Dasein schön. Es gibt
nichts an ihnen zu korrigieren oder zu stänkern. Nicht einmal an mir selbst.
Und ich sehe beinahe das Licht wie eine Lichtwolke beim Fenster hereinkommen
und sich im Zimmer verteilen (Korpuskel oder Wellen kann ich jetzt nicht
entscheiden; ist mir auch wurscht).
(25.8.2020)
©Peter Alois
Rumpf August 2020 peteraloisrumpf@gmail.com
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