Montag, 24. August 2020

1956 Schreibtischarbeit

 

Die Katze klettert an diesem späten Morgen auf meinem Schreibtisch herum, bis sie endlich ihre Position an meiner statt gefunden hat. Treues Tier! Während ich im Bett hockend mit meiner Auflösung spiele, übernimmt sie meine Arbeit.

Das Kribbeln wandert gerade von der rechten Wange zum Kinn hinunter. Meine Hände – die linke hat das geöffnete und empfangsbereite Notizbuch zwischen Zeige- und Mittelfinger eingeklemmt, auf daß es nicht davonrutsche, die rechte hält den Pilot-Kugelschreiber („Piloten ist nichts verboten“ - er darf alles schreiben) – die Hände sind also relativ stabile Inseln in einer primär träumenden Substanz.

Die einsetzende Klimaanlage aus dem Lichtschacht hilft mit esoterisch-minimal-musikalischen Rauschen zuerst bei meiner Auflösung, um dann doch die Seiten zu wechseln und mit ihrem Geheule meine aufgelöste Aufmerksamkeit einzufangen und zusammen zu scheuchen. Das hält nicht sehr lange an, dann versinke ich wieder in das träumende Substrat. Entlang meines Rückens entwickelt sich wieder ein länglicher, stabilerer, wirbelsäulenähnlicher Cluster. Ich starre weiterhin mit geschlossenen Augen in das Notizbuch hinunter, bis sich mein finsterer Blick etwas heraus hebt. Die Katze beginnt neuerlich rücksichtsvoll und vorsichtig auf meinem Schreibtisch herumzuarbeiten um eine neue Ruheposition zu finden. Auch ich rücke auf meinem Platz hin und her, drehe mich so und dann anders, bis ich beschließe, mich wieder flach in die Auflösung zu legen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(24.8.2020)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

©Peter Alois Rumpf   August 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

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