1959 Der Springbrunnen
Der Springbrunnen im großen Park des großen Innenhofes des
alten AKH brunzt – oder wenn es euch lieber ist: - ejakuliert nicht allzu hoch,
aber in einem dicken Strahl senkrecht in die Luft. Eine Frau in hellblauem
Kleid sitzt vor ihm und – Verzeihung! - spreizt ihre Beine. Zwei junge Männer,
cool, rauchend, Sonnenbrille, Schiebermütze, lassen sich vom Brunnen
inspirieren – kommt mir vor – jedenfalls meditieren sie den Wasserstrahl. Ich
lasse mich ja auch inspirieren, zum frauenfeindlichen Geschmiere, oder?
Ich sitze unter Linden im Schatten, der Brunnen spritzt im
hellen Sonnenlicht. Ja stimmt! Nicht alles, was länglich ist, spritzt,
hinaufzeigt wie ein Kirchturm, ist ein Penissymbol. Diese unfreudige Auffassung
bin ich jederzeit bereit zu verteidigen. Aber manchmal gehen die Assoziationen,
Wortspiele, Kopfbilder mit mir durch (während der alte Macho Captain Beefheart
mit seiner Magic Band über all die Liebeslügen jammert).
Ein alter, weißhaariger Mann, schlank, ohne Glatze, schaut
keck. Ein anderer, popiger Typ, weiß-graue Schneckerl, lacht ins Smartphon. Die
Frau am Brunnen, die mit den blauen Kleid – ich habe sie ja nur von hinten
gesehen – steht auf und geht weg und es stellt sich heraus: ihr Kleid ist eine
weite Latzhose aus weichem Stoff.
Jetzt kommt der Wind auf und ich muß zur Therapie eilen,
wenn ich nicht zu spät kommen will und mich die Geschichte bestraft. Passt doch
eh, oder? Dort werde ich mich ganz brav und reif geben (versuchen).
(25.8.2020)
©Peter Alois Rumpf August
2020 peteraloisrumpf@gmail.com
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