1768 Links, wo mein Herz ist
Mein erster Blick geht auf meine neue Halbnackte. Ich habe
umgestellt: rechts im Lautsprecher des Kassettenrekorders ist die Neue, der
Totenkopf tümpelt jetzt in der Mitte vor sich hin – noch dazu bloß angelehnt,
nicht magnetisch angepickt. Die Prostituierte klebt wie letztens noch am linken
Lautsprecher.
Mein zweiter Blick geht auf das im Licht der Leselampe so
schön glitzern und leuchtende rote Lesezeichenband des Notizbuches, welches
Bandl vorm Hintergrund des mittelblau bedruckten Überzugs der Bettdecke so
hübsch sich ausmacht.
Mein linkes Ohr entwickelt sich zum Spezialisten für
Herzschlag. Dort höre und spüre ich ihn.
Ein Photo am Bücherregal – einfach dort auf ein Bücherbrett
gepinnt – im Laufe der Jahre vermutlich durch die unterschiedliche
Feuchtigkeitsaufnahme der unterschiedlichen Beschichtung der Vorder- und
Rückseite gekrümmt – die aufgebogenen Enden zeigen zu mir her – bündelt in
seiner Mitte das Licht der Leselampe zu einem aufrecht stehenden bläulichen
Schweifstern, der – abgesehen von seinem Schweif – eine gewisse Ähnlichkeit mit
dem Sirius hat („Mein Hundsstern bist jetzt du!“ C.L.).
Nun legt sich eine kleine Dunkelheit über mein Gesichtsfeld,
als hätte mein eingebildetes Bild der Welt, die hier mein Zimmer ist, schnell
und abrupt etwas nachgedunkelt; als wäre der Bildschirm meiner Wahrnehmung –
ich weiß nicht von wem – ein, zwei Helligkeitsstufen zurück geschaltet worden.
Meinen linken Arm durchwandern Zuckungen.
Links … links … links ... wo mein Herz ist.
(20.2.2020)
©Peter Alois Rumpf,
Februar 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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