1736 Von der Elegie zur Wut
Ich blicke vom Helleren (not hell) ins Finstere (finis
terrae). In den dunklen Fensterdschungel. Ich ahne im Düsteren den verdeckten
Plattenspieler hinter der Wickelunterlage. Ich ahne davor die Küchenrolle am
Tisch. Ich ahne den Salz- und den Pfefferstreuer daneben. Ich ahne das Glas mit
dem unangezündeten Teelicht. Ich ahne die übereinander geschlichteten
Kinderhocker. Ich ahne den Teewärmer außer Betrieb. Ich ahne die Vase mit den
Tulpen. Ich ahne hinten die herumliegenden Zeitungen. Ich ahne ein Körbchen,
ansonsten als Spielzeug von den Tageskindern benutzt.
Und ich ahne, daß heute mein persönlich vorgelegtes Anliegen
bei der Krankenkasse bürokratische Kompliziertheit, unangenehme Reaktionen
auslösen und mir Nerven, verplemperte Zeit kosten wird. Und so war es auch.
Obwohl ich weder Konto, Namen, Adresse, Telefonnummer, Emailadresse oder
sonstwas geändert habe, mußte ich alles neu ausfüllen. Dabei ging es darum,
einfach die Unterlagen (Rechnung für meine Psychotherapie – wegen Depression –
und die Bestätigung für meine Bezahlung) abzugeben, wie ich es seit Monaten
mache. Und zweitens ging es darum, warum ich auf die vor einem Monat (2.1.)
eingereichten Unterlagen für die – eh nur: Teilrefundierung der Therapiekosten
immer noch kein Geld bekommen und auf meine Anfrage per Email keine Antwort
erhalten habe.
Für zweiteres sind die dort nicht zuständig – sagte frau und
gab mir eine Telefonnummer der Zentrale. Ich rufe gleich an: niemand hebt ab.
Ich fahre nach Hause. Rufe wieder an. Die Ansage am Telefon verweist auf die
Möglichkeit, das Anliegen online einzureichen. Niemand hebt ab.
Nach einigen Versuchen auf meine Telefonkosten, Zeit und
Nerven erreiche ich eine Dame, die mir die Auskunft gibt, daß mein Geld für die
Dezembertherapie im Laufe der Woche bei mir einlangen sollte (nur keine
verbindlichen Aussagen! Ja nicht die Verantwortung auch nur für das Geringste
übernehmen!).
Heute habe ich meine Therapierechnung für Jänner (350.-
dabei ist die Therapeutin sehr kulant) samt Zahlungsbestätigung eingereicht;
meine Pension 372.-. Alle Therapieplätze, die von der Kasse zur Gänze gezahlt
werden, sind auf Jahre hin ausgebucht; man kommt gar nicht mehr auf die
Warteliste. Und ich wiederhole mich: ich traue mich wetten, dass einige diese
Möglichkeit nutzen, obwohl sie es sich leisten könnten, ihre Therapie von ihrem
Einkommen zu bezahlen. Ich habe schon viele Therapien machen müssen und sie
bisher alle selber bezahlt, auch unter prekären finanziellen Bedingungen, weil
ich teilweise gar nicht krankenversichert war (pensionsversichert schon gar
nicht). Genug des Jammers!
Von wem stammt der Satz: „wenn du glaubst, du bist
depressiv, überprüfe erst, ob du nicht von lauter Idioten umgeben bist!“? Ich
habe vergessen von wem.
(3.2.2020)
©Peter Alois Rumpf, Februar 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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