1735 Ein Verlegenheitstext
Um Gottes Willen! Mein Spezialspitzer liegt einfach so am
Wohnzimmertisch! Ich habe vergessen, ihn an seinen angestammten Platz zu
verstecken! Ich muß ihn retten! Sonst ist er weg! Auf nimmer Wiedersehen!
Die Katze liegt über meinem linken Knie und wärmt es,
deshalb springe ich nicht auf und rette den Spitzer, sondern versuche, mir das
Wort „Spitzer“ ganz fest einzuprägen, daß es mir bis zum Aufstehen nicht
entfällt; dann weiß ich schon, was gemeint ist.
Ich will nämlich, daß die Katze bei mir herunten bleibt und
nicht – wie es ihre Art ist – beim Läuten an der Wohnungstür gleich in Panik
flüchtet und nach oben ins Obergeschoss saust, weil sie Fremde und vor allem
Kinder fürchtet (das muß bei ihr ein frühkindliches Trauma, das aus ihren
ersten Lebenswochen im Burgenland stammt, sein).
Wir werden nämlich bald lieben Besuch bekommen, und der
kleine Bub hat mich schon am Telephon nach der „Gadsi?“ gefragt. Und so möchte
die jetzt noch schnurrende Katze an ihrer einprogrammierten Flucht hindern,
indem ich sie streichle. Ich nehme es sogar in Kauf, unsere Gäste im Bett
liegend und nur im Pyjama gekleidet zu empfangen – ich könnte da fast
königliche Morgenvisiten-Gefühle bekommen – aber letztlich fehlt mir dazu die
Souveränität und Größe – für die königliche Stimmung.
Also streichle ich mit der linken Hand die Katze auf daß ihr
nicht fad werde, während ich mit der rechten die ganze Angelegenheit
aufschreibe. Als es dann jedoch wirklich an der Tür läutet, schrecke ich selber
auf, zögere in dieser Schrecksekunde und wusch! Die Katze ist weg.
Nun muß ich noch gestehen, dass dies ein Verlegenheitstext
ist, den ich nur zur Würdigung des heutigen Datums geschrieben habe, damit ich auch
am 2.2.2020 einen Schubladeneintrag habe.
(2.2.2020)
©Peter Alois Rumpf, Februar 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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