Freitag, 31. Januar 2020

1733 Beinah ins Fließen gebracht

Ich blicke absichtlich und aus bewußtem Entschluß – um meine sich verfestigende Gewohnheit und das aufkommende Ritual ein wenig zu unterlaufen – nicht auf das große Lošinj-Bild, sondern auf das kleine. Dieses kleine Bild ist nicht wie das große jahrzehntelang im Wohnzimmer meiner Eltern gehangen und hat nicht alles mitbekommen, miterlebt und aufgesaugt, was sich dort abgespielt hat, wie das größere, unter ihm ist niemand gestorben, sondern es war verpackt im Keller meiner Eltern auf einem alten Kasten mit anderen Bildern abgelegt und allzuoft wird keiner vorbeigegangen sein. Einmal gab es eine Überschwemmung, die die Bilder heil überstanden haben.

In diesem Bild ist etwas Schwebendes. Eine leuchtende Kraft ist dabei, die festen und soliden Elemente der abgebildeten Stadt aufzuheben und aufzulösen. Wie wenn bei einer Überschwemmung irgendetwas hochgehoben wird und dann im Strom versinkt. Nur daß hier dieser Strom Licht ist und in diesem Licht versinken die Dinge nicht nur – sie lösen sich auf. Von hinter dem Bild, aus dem Hintergrund der Realität drängt der Lichtstrom ins Bild und bald wird alles weg sein.

Im Tiroler Landschaftsbild spielen die Berge nicht ganz mit – sie ziehen ihre eigene Show ab und fügen sich nicht ganz ins Landschaftsgeschehen. Mir kommt vor, sie übertreiben ein bißchen, in die eine oder andere Richtung, stellen sich fester oder zarter dar, als sie sind.
Das tut dem Bild keinen Abbruch – finde ich – das macht es lebendig und bewegt.
Diese Kraft ist auch noch ein wenig im Talgrund zu spüren, der von dieser Kraft beinah ins Fließen gebracht wird. Beinah.










(30./31.1.2020)












©Peter Alois Rumpf,  Jänner 2020  peteraloisrumpf@gmail.com

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